Brennessel / Brennnessel
(Urtica dioica L.)
Synonyme:
Donnernettl, Große Neddeln, Haarnessel, Hanfnessel, Tissel, Zingel
Familie:
Brennesselgewächse (Urticaeae)
Namensentstehung:
Große Brennessel = Urtica dioica
Kleine Brennenssel = Urtica urens
Urtica ist lateinisch und bedeutet "Brennessel", was das Gefühl
vom Hautkontakt mit dieser Pflanze beschreibt. Die neue Rechtschreibreform schreibt die Brennnessel mit drei "n".
in alten Kräuterbüchern wird sie mit zwei "n" geschrieben. Ich habe dafür entschieden es zu wechseln. Für mein
persönliches Empfinden sehen Worte mit drei gleichen Buchstaben sehr falsch aus, aber da jüngere Menschen nach
der neuen Rechtschreibreform suchen, verwende ich schweren Herzens beides.
Beschreibung:
Brennesseln zählen zu bekanntesten "Unkräutern" und die meisten Menschen
sehen sie sicher lieber von fern als von nah, da sich so ziemlich jeder
schon mal an ihr "verbrannt" hat. Die Blätter sind gegenständig, am Grunde herzförmig.
Die ganze Pflanze wird bis 1,50m groß. Die glasartigen Brennhaare brechen
bei leichter Berührung ab und spritzen Toxalbumine und Histamine unter
die Haut. Darum ist es nicht verwunderlich, dass die Brennessel bei
den Wenigsten zur Lieblingspflanze zählt. Ein gutes Gegenmittel
für das Verbrennen ist der Ampfer, der meist in der Nähe der Nesseln
wächst. Man zerdrückt ein paar Blätter davon und reibt die betroffenen
Stellen mit dem Saft ein. Noch besser soll allerdings Springkraut/Impatiens
(egal welcher Art) helfen; dessen Säfte sollen dem Histamin entgegen
wirken. Erprobt und für gut befunden habe ich als Gegenmittel zerquetschten Spitzwegerich.
Unterscheidung grosse und kleine Brennessel:
Grosse Brennessel:
Die Große Brennessel wird 60 cm bis 150 cm hoch und ist zweihäusig,
d.h. eine Pflanze besitzt nur männliche oder nur weibliche Blüten.
Kleine Brennessel:
Die kleine Brennessel wird nur 15 cm bis 45 cm hoch und jede Pflanze
hat sowohl weibliche als auch männliche Blüten. Schon die ganz kleinen
Pflanzen haben einen sichtbaren Blütenansatz, die Blütenrispen
sind kleiner als der Blattstiel.
Verwechslung:
In nicht blühendem Zustand mit der weißen
Taubnessel und anderen Nesselarten. Man merkt es am brennen. Was nicht brennt, ist keine Brennnessel.
Blütezeit:
Juni - Oktober
Vorkommen:
Flußufer, Gärten, Schuttplätze, Wegränder. Anzeiger für überdüngte Böden.
Verbreitung:
Bis auf das tropische und südliche Afrika oder in den Polargebieten
ist diese Pflanze weltweit verbreitet.
Sammelgut:
gesammelt wird das ganze Kraut. incl. Wurzel
Sammelzeit:
Mai / Juni.
Sammelvorschrift:
Gesammelt wird während der Blütezeit. Es werden bis zu 20
cm von der Spitze der großen oder kleinen Brennessel mit der Schere
agbeschnitten und getrocknet. Die Droge ist geruchlos und schmeckt etwas
bitter.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern
Inhaltsstoffe:
Kraut: Mineralien und Spurenelemente, Flavonoide (bis 0,6 %),
u.a. Quercetin-Glykoside, bes. Rutin, sowie Kämpferolglykoside, wie
Astragalin; organische Säuren, u.a. Kaffeesäure und Kaffeoyläpfelsäure,
ferner Scopoletin, Acetylcholin, Histamin und Serotonin in den Brennhaaren;
äther. Öl, Vitamine, u.a. Vitamin C, B-Komplex, K; Carotinoide, Steroide,
Triterpene, Proteine. Bis 20 % Gehalt an Mineralstoffen mit Kieselsäure,
Kalium und Nitrat (ca. 1,5 % in Handelssorten).
Wurzel: Steroide, u.a. b-Sitosterol und Glykoside; Oleanolsäure,
Homovanillylalkohol und sein 4'-O-b-D-Glucosid, Lignane; Scopoletin,
Mineralien, Lectine, Polysaccharide.
Samen: Zahlreiche Mineralsalze, Carotin ( Provitamin A ) und Vitamin
C., hoher Chlorophyll und Eisengehalt.
Anwendung:
Eigenschaften: harntreibend, stoffwechselfördernd, blutzuckersenkend, entzündungshemmend, nierenanregend,
haarwuchsfördernd, leberwirksam, gallewirksam.
Allgemein unterstützt Brennesseltee
die Entschlackung und Ausscheidung
von Giften, wirkt blutreinigend sowie gegen Rheumabeschwerden und Ödeme.
Bei Gicht, Rheuma, Erkrankungen der Niere oder Blase, Prostatabeschwerden,
altersbedingten Erschöpfungszuständen und wirkt stärkend und aufbauend nach Krankheiten.
3 Tassen Tee über den Tag verteilt einnehmen und reichlich Wasser dazu trinken. Überdosierung oder zu wenig
zusätzliche Wasserzufuhr führt zur innerlichen Austrocknung. Gerade bei Kindern muß man hier besonders aufpassen.
Brennesselwurzel:
Durch den Gehalt an beta-Sitosterin werden Beschwerden einer beginnenden
Prostatahyperplasie, d.h. einer
altersbedingten, gutartigen Großaufnahme der Vorsteherdrüse im Stadium
I und II, gelindert. Rund die Hälfte aller Männer über 60 Jahren sind
davon betroffen. Die Einnahme von Brennesselwurzelpräparaten lindert
die Beschwerden beim Wasserlassen. Die Größe der Prostata bleibt jedoch
unbeeinflusst. Hier findet man ein Rezept für Brennesselwurzeltee
Brennesselsamen:
Brennnesselsamen, innerlich eingenommen, verhelfen zu schönerem und glänzendem Haar. Viele
LiebhaberInnen von langen Haaren mischen sich die Samen ins tägliche Müsli - zusammen mit Haferflocken. Die
esslöffelweise Einnahme ist etwas gewöhnungsbedürftig. Man gibt es auch zur innerlichen
Fellpflege in Pferdefutter. Man sagt, die Samen unterstützen die Muskulatur der Pferde. Im Hühnerfutter sollen sie für mehr
Eier sorgen. Ebenso eignen sie sich als Zugabe für Vogelfutter. Brennesselsamen sollen die sexuelle Lust steigern.
Brennessel äußerlich:
Fußbäder
helfen bei Durchblutungsstörungen,
bei Herzkranzgefäßverengung
macht man Waschungen. Hierfür nimmt man jeweils eine Doppelhand
gut gewaschener und gebürsteter Wurzeln und frische Brennessel(Stengel
und Blätter) und setzt sie über Nacht in 5 Liter kaltem Wasser
an. Am nächsten Tag zum Kochen erhitzen. So warm man es vertragen
kann, 20 Minuten darin die Füße baden. Die Brennesseln bleiben
während des Bades im Wasser. Dieses Bad kann man wiedererwärnt
2 - 3x verwenden
Bei Hexenschuß und Ischias
streicht man mit einer frischen Brennessel ganz leicht
die schmerzenden Stellen ein. Oder man stellt eine Rheumalotion her:
Rheumalotion:
3 Handvoll Brennesselblätter mit 2 Handvoll Schöllkrautblätter
und -blüten und 2 Kohlblättern zerhacken. Alles 48 Stunden in Regenwasser
einweichen danach abfiltern und bei Bedarf örtlich, auf die schmerzende
Stelle auflegen. Haltbarkeitsdauer: einige Tage im Kühlschrank
Als Tinktur kann man sie mit Wasser verdünnt gegen Haarausfall
in die Kopfhaut einmassieren oder die Beine für eine bessere Durchblutung
einreiben.
Brennessel in der Tierheilkunde
Beim Tier sind die Anwendungsgebiete weitgehend die gleichen wie beim Menschen, nur werden hier, je nach Größe des Tieres entsprechend,
andere Mengen benötigt. So braucht ein großer Wiederkäuer 50g Kraut am Tag, ein Hunde dagegen nur 1g. Brennesselkraut ist
in der EU bei Tieren zugelassen, die der Lebensmittelgewinnung dienen.
Brennessel in der Küche
Die frischen, jungen Brennesselspitzen lassen sich hervorragend verkochen. Man kann sie mit etwas Sahne zu einer
leckeren Brennnesselsuppe verkochen, sie kurz mit heissem Wasser überbrüht in Teig tunken und frittieren oder ausbraten,
man kann sie als Beilage in Risotto schneiden und vieles mehr. Brennesseln brennen nicht, wenn
man sie kurz in kochendes Wasser taucht, oder sehr lange und gründlich in kaltes Wasser stampft. Man kann sie
aber auch walzen und einsalzen. Das Salz entzieht den Brennhaaren die Flüssigkeit wenn man etwas wartet. Mir persönlich
schmeckt die Brennessel pur nicht so sehr gut, weil sie irgendwie krümelig im Mund ist. Roh im Salat ist sie
auch nicht so wirklich mein Fall. Ich mag sie aber
sehr gerne mit anderem Blattgemüse und Zwiebel gemischt. Auch lecker ist sie auf einer Gemüsepizza. Hier muss man
etwas aufpassen und zum Beispiel frische Tomaten darüber legen, damit sie im Ofen nicht verbrennt.
Brennnessel im eigenen Garten:
Brennessel wächst eigentlich überall und muß nicht im eigenen Garten gepflanzt werden. Wer es doch tun möchte,
sollte dies in einem Behälter tun, den man in der Erde versenkt. Alternativ verwendet man Wurzelbegrenzer,
damit sich die Pflanze nicht über den halben Garten ausbreitet. Man sollte sie vor der Blüte beschneiden, damit sie
sich nicht zu stark versamen kann.
An den Boden stellt die Brennessel keine allzu großen Ansprüche. Viel Düngung lässt sie schneller wachsen.
Am schnellsten und einfachsten vermehrt man sie über Wurzelteilung. Man kann sie aber auch aussamen.
Bei der Gartenarbeit hilft die Brennessel, denn sie eignet sich als Jauche angesetzt, hervorragend zur Düngung
von Pflanzen und Kompost, ist ohne Samen ein gutes Mulchmaterial
für alle Gartenbeete, denn sie vertreibt Blattläuse
im Anfangsstadium.
Brennesseljauche an Pflanzen
wirkt:
ausgleichend und heilend, wachstumsfördernd, anregend auf die Chlorophyllbildung,
Regenwürmer anziehend, die
den Boden für uns bearbeiten und düngen
Brennessel als Räucherkraut:
Mit Genehmigung des Verfassers:Räucherwerkstatt
Nun ist es ja eine gute Zeit, um den Brennnesselsamen zu ernten. Früher gaben die Roßhändler diesen
Samen den Pferden, damit das Fell besser glänzte und die Hengste feuriger wurden.
So wird bei der Liebesräucherung gerne Brennnesselsamen verwendet, damit der Mann feuriger wird.
Im Brauchtum fand auch die Brennesselräucherung ihren wichtigsten Tag an Walpurgis.
Wer da mit der Brennnessel räucherte, der wurde nicht nur von Feuer und Blitz verschont, sondern auch vom Teufel –
und seinem Gesinde, den Hexen.
Ich verwende die Brennnessel gerne für meine Schutzräucher-Mischungen, denn der Platz, an dem die Brennnessel steht, der ist ja erst mal vor den verschiedensten Eindringlingen geschützt und sicher.
Und so wie der Tee von ihr für unsere Gesunderhaltung sorgt, so sorgt sie für uns auch bei der Räucherung.
Hier kann man über Brennnessel als Räucherkraut mit Synergy (Walter)
von der Räucherwerkstatt diskutieren.
Brennnessel in der Diskussion auf dieser Homepage:
Nitratbelastung an unterschiedlichen Standorten
Gicht
Un-Kräuter im Nutzgarten stehen lassen?
Vegetarischer Kräuter-Haferflocken-Aufstrich mit Nüssen
Wiesensuppe
Akkumulieren Brennesselwurzeln Schadstoffe?
Brennesseltee
Ansonsten bitte mal die Suchfunktion im Forum verwenden. Hier finden sich etliche Beiträge rund um die Brennnessel. Versucht es aber bitte mit 2 und mit 3 n, das gibt
unterschiedliche Suchergebnisse.
Hinweis:
Brennessel ist die Wirtspflanze von 35 bis
40 Schmetterlingsraupenarten. Brennesseln in der Nähe
von Schmetterlingssträuchern erhalten eine bunte Schmetterlingswelt.
Zu den Schmetterlingen die ohne Brennesseln aussterben würden zählen
unter Anderem:
Admiral,
C-Falter,
Kleiner
Fuchs, Landkärtchen,
und Andere.
Zu den Schmetterlingen die sich unter Anderem als Raupe von Brennesseln
ernähren gehören unter Anderem:
Distelfalter,
Tagpfauenauge,
Brauner
Bär, und Andere
Nebenwirkungen:
Brennesseln dürfen nicht angewandt werden, wenn die Wasseransammlungen
im Körper auf eine eingeschränkte Herz- oder Nierentätigkeit zurückzuführen
sind. Mögliche Nebenwirkungen sind: Magenreizungen oder Hautbrennen
am ganzen Körper.
Geschichtliches:
Die Heilwirkung der Brennessel war im Altertum schon den Griechen bekannt.
Schon die Kräuterbücher des Mittelalters erwähnen ihre
Heilwirkungen ausführlich. Infolge ihrer brennenden Wirkung spielte
die Pflanze auch im Aberglauben eine nicht unbedeutende Rolle. Eine alte Frau erzählte mir
als sie mich in Ostdeutschland beim Sammeln traf, dass es nach dem 2. Weltkrieg ganze Landstriche ohne Brennesseln gab. Gerade
die Menschen aus den Städten kamen in Massen um Brennesseln zu ernten und später zu verkochen. Mit dem Ende der
Hungerszeiten wurde die Brennessel verpönt. Auch heute noch erzählen viele, sie hätten niemals in ihrem Leben
Brennesseln essen müssen. Aber viele erinnern sich auch heute noch gut an die gute alte Brennesselsuppe.
Quellen:
Was blüht denn da?,
Alles über Heilpflanzen,
Die Kräuter in meinem Garten,
Das große Buch der Heilpflanzen,
Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis
Heilpflanzen in der Kinderheilkunde,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
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Bilder mit freundlicher Genehmigung von Kurt
Stübers
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