Hallo Bärbel,
Lotti hat es schon so nebenher angesprochen. Ein Problem ist einfach die Monokultur...das gilt für Landwirtschaft und Ackerbau genauso wie für (kleine) Gärten. Überall da, wo eine Pflanze in Massen wächst, entnimmt sie dem Boden einseitig Nährstoffe und lässt ihn verarmen. Die Natur kennt das eigentlich nicht, alles wächst in gesunder Mischung. Wir nehmen uns daran ein Beispiel und betreiben in unserem Garten so genannte Mischkultur. Die verschiedenen Pflanzen einer Mischkulturen entnehmen dem Boden unterschiedliche Nährstoffmengen und geben selber verschiedene Substanzen aus ihrem Stoffwechsel an den Boden ab. So entsteht ein Wechselspiel aus Geben und Nehmen. Monokultur und alle damit auftretenden Probleme sind nur aus Menschenhand geformt. Der (Un-)Sinn dahinter war oder ist wohl in erster Linie die anscheinend (kosten)günstige Ernte mit Maschinen...wenn flächendeckend nur eine Pflanzensorte wächst. Früher kannte man wenigstens die Drei-Felder-Wirtschaft oder Fruchtwechsel...da ließ man einen Acker auch schon mal ein Jahr brach leigen, damit dich der Boden erholt. Wildkräuter, sogenannte Ruderal-/Pionierpflanzen sidelten sich an und halfen dem Menschen bei der Arbeit. Im biologischen Landwirtschaftsbereich erinnert man sich wieder daran. Dort nennt man Unkräuter auch etwas liebevoller Beikräuter und vernichtet sie nicht gleich mit Stumpf und Stiel, denn man hat ihre Nutzen für das ökologische Gleichgewicht, die Bodenlebewesen und auch die bestäubenden Insekten, sowohl die Nutztiere entdeckt. Was manche nämlich nicht bedenken, ist, dass mit der Vielfalt der Wildkräuter auch die Vielfalt unserer Insekten, Schmetterlinge und Vögel zunehmend zurück geht. Im "friedfertigen Landbau"vertritt man folgende Philosophie:
Thema Beikräuter: Es ist kein Zufall, wenn sie wachsen und wo sie wachsen. Sie produzieren fehlende Mineralstoffe und über das Bodenleben auch Spurenelemente und stehen so der Kulturpflanze in ihrem Wachstumsprozess bei!
Die Beikräuter werden 4 bis 5 mal abgemäht, der Mulch ist wiederum humusbildend und zugleich Nahrung für die Regenwürmer - unsere wertvollsten Mitarbeiter. Die Wurzeln der Beikräuter lockern auch den Boden und fördern zugleich das Bodenleben.
(P.S. ich bin kein Anhänger, möchte auf diese Gruppierung jetzt auch nicht weiter eingehn, denn einige ihrer Methoden finde ich extrem zweifelhaft...allerdings sind deren Produkte extrem gut, egal was es ist und das ist eben das Resultat ihrer Form der ökologisch-biologischen Landwirtschaft)
Bleiben wir für Unkraut bei der Bezeichnugn Beikraut oder Wildkraut...weils mir einfach auch besser gefällt

Meine Homepage wir mit einem Zitat frei nach dem merikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson eröffnet:
"Unkraut nennt man die Pflanzen, deren Vorzüge noch nicht erkannt worden sind."
Das kommt nicht von ungefähr. Viele Beikräuter nutzen uns weit mehr, als sie schaden. Ehrlich...wirklich geschadet hat mir eigentlich noch nie ein Wildkraut. Hier mal ein paar Beispiele, wie gut die Nachbarschaft von Kulturgemüsen/-Pflanzen mit Beikräutern sein kann, die "normalerweise" immer sofort als Unkraut vernichtet und entfernt werden:
Brennesseln erhöhen nachweislich den Gehalt an ätherischen Ölen, wenn die Pfefferminze in ihrer unmittelbaren Nähe wächst und Fingerhut im Kartoffelfeld verbessert deren Geschmack deutlich und die abfallenden Blätter wirken sich positiv auf das Wachstum benachbarter Pflanzen aus, da sie als Gründünger wirken. Fingerhut stärkt zudem die Abwehrkräfte gegen Stachelbeermehltau und gegen die Rostkrankheit der Malven.
Löwenzahn erhöht die Eisenresorption anderer Pflanzen und fördert die Gesundheit der Birnbäume auf Baumscheiben.
Beinwell fördert Nährstoffe aus den Tiefenschichten des Bodens hervor. Auf den Baumscheiben fördert er das Wachstum durch seine Wurzelausscheidungen. Beinwell setzt im Boden Eisen, Kalium und Kieselsäure frei. Davon profitieren wasserreiche Fruchtgemüse wie Gurke, Kürbis und Zucchini.
Wildkräuter sind auch Zeigerpflanzen...ich brauche nur ein wenig zu beobachten, ob eine bestimme Pflanze gehäuft wächst...schon kann ich Rückschlüsse ziehen, ob meinem Gartenboden vielleicht etwas fehlt. Wenn das Hirtentäschel bei dir soooo stark gehäuft wächst, ist es möglich, dass dein Gartenboden einseitig Stickstoff belastet ist, während andere Nährstoffe evtl. fehlen. Muss mal gucken, ob es zu Zeigerpflanzen was Gescheites im Internt gibt...ich will ja nicht mein ganzes Buch abtippen...dürfte ich auch garnicht
Auch solltest du dir vielleicht mal bezüglich gesundheitlicher Probleme Gedanken machen, wenn dir ein Wildkraut besonders auffällt oder "plötzlich" sehr gehäuft in deiner Nähe wächst...nein, kein Schwachsinn! einfach aus eigener Erfahrung. Ich habe schon oft erlebt (bei mir und im Bekanntenkreis), dass Heilkräuter (alle Wildkräuter oder Unkräuter sind halt immer auch mehr oder weniger Heilkräuter), die "zu uns kommen" gerade besonders gebraucht werden. Zu Hirtentäschel fällt mir da spontan alles was mit Blutungen zu tun hat ein (starke Menstruation, gehäuftes Nasenbluten...) ein. Auch soll Hirtentäschel Blutdruck ausgleichend wirken.
Nachtrag: Und wenn es dir gar zu viel wird, schmeiß es doch einfach in den Salat
Hirtentäschelsalat
250 g junge, zarte Hirtentäschel-Blätter
½ Salatgurke
2 Tomaten
1 Frühlingszwiebel
Für die Marinade
etwas saure Sahne
Salz und Pfeffer, weißer
Zitronensaft
Zubereitung
Hirtentäschelblätter (sollten junge, zarte sein) klein schneiden. Gurken und Tomaten in Scheiben schneiden. Darauf die Hirtentäschelblätter verteilen. Saure Sahne mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken und auf dem Salat verteilen.
Dazu passen gebratene Spiegeleier und Toastbrot.
(Un-)Kräuter sind absolut nicht unnütze. Man muss nur ihre Tugenden (er-)kennen und dann dürfen sie gerne auch mitten in den Beeten wachsen