Giersch
(Aegopodium podagrana )
Synonyme:
Dreiblatt, Geißfuß, Zaungiersch, Zipperleinskraut
Familie:
Doldenblütler (Apiaceae (Umbelliferae)
Namensentstehung:
Der Artname bringt den Giersch in Verbindung mit Gicht (Podagra = Zehengicht),
die Synonyme beziehen sich auf die Form der Blätter, wobei Zipperleinskraut
daher kommt, dass Giersch früher für "Zipperlein"
verwendet wurde. Fragt sich was früher als Zipperlein gesehen wurde,
denn wenn es im Rücken zippt kann damit genauso rheumatische Beschwerden
gemeint sein, wie eine kleine Verletzung, die auch in manchen Gebieten
als Zipperlein gesehen wird.
Beschreibung:
Der Stengel des Giersch ist aufrecht, hohl und gefurcht. Die grundständigen
Blätter sind 3-teilig und meistens etwas blaugrün. Die Stengelblätter
sind einfach bis doppelt 3-teilig. Mehr oder weniger tief geschnittene
Blätter als Übergangsformen. Aus dem Stengel wachsen Nebenäste
heraus, auf denen die Dolden oder Kronen mit weißen Blüten
sitzen. Die Pflanze bildet unterirdische Ausläufer, was sie zu
einer Wucherpflanze werden lässt, die man, ist sie einmal drin,
kaum noch aus dem Garten heraus bringt es sei denn, man dunkelt die
Beete ab damit keine neuen Triebe aus der Erde kommen. Giersch wird
30 bis 100 cm hoch. Die Blätter schmecken der Petersilie ähnlich
und einen starken Geruch.
Verwechslung:
Die Blüte des Giersch ähnelt einigen anderen Pflanzen wie z.B. der wilden
Möhre, Bibernelle, und anderen Doldenblütlern. Im Forum trage ich
nach und nach eine Liste mit allen wichtigen Merkmalen zum Vergleich
der Doldenblütler zusammen
Im jungen Zustand mit dem Aromatischen Kälberkropf oder Gewürz-Kälberkropf (Chaerophyllum aromaticum).
Im Forum findet man eine Diskussion und Vergleichsbilder schön übersichtlich.
Blütezeit:
Mai - August
Vorkommen:
An schattigen, stickstoffreichen Standorten in Gärten, Wäldern,
Hecken und Gebüschen.
Verbreitung:
Giersch wächst in ganz Europa bis auf die Iberische Halbinsel. Er ist
in Nordamerika und in den gemäßigten Klimazonen Asiens heimisch geworden.
Sammelgut:
Blätter und Sprosse, Wurzeln, Früchte
Sammelzeit:
Blätter und Sprosse: Mai-Juli
Wurzel: Frühjahr und Herbst
Früchte: Juli - August
Sammelvorschrift:
Die jungen Blätter und Sprosse werden vor der Blüte gepflückt.
Man kann sie frisch im Salat essen, oder auch trocknen. Die Früchte
erhält man, wenn der krautige Teil der Pflanze gepflückt, im Schatten
getrocknet um dann die Früchte herausgeklopft wird.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern
Inhaltsstoffe:
Vitamin C 201 mg in 100 g, Provitamin A 0,6845 mg in 100 g, Eiweiß 6,7
g in 100 g, Eisen, Kupfer, Mangan, Titan, Bor, Kalium, ein Saponin,
Polyin, Harz, Ätherische Öle
Anwendung:
Eigenschaften: entzündungshemmend,harntreibend, reinigend
Die Schulmedizin verwendet dieses Kraut nicht und die Kommission E schweigt dazu.
Das getrocknete Kraut kann als Aufguß bei rheumatischen
Beschwerden und Gicht
getrunken werden, auch als Badezusatz und als Kompresse bei kleinen
Hautverletzungen und Insektenstichen
findet es Anwendung.
Für die Wirkung gegen Gicht ist ein hoher Kaliumgehalt in der
Pflanze verantwortlich, der zu einer vermehrten Flüssigkeitsausscheidung
führt und so die Harnsäure vermindert. Dieser Kaliumgehalt
kann eventuell auch bei der Vorbeugung gegen Schlaganfälle
eine Rolle spielen, dieser Umstand wird noch untersucht.
Kräuterpfarrer Künzle nannte den Giersch eine "herrliche Medizin" und
verschrieb den Absud der Wurzeln auch bei Krampfadern, die Blätter
aber bei Verstopfung und Zahnweh. Aus den Schirmblüten
machte er Hustentee.
Für einen Tee zerkleinert man frischen Giersch, nimmt 2 El und
gießt mit 1/4 Liter kochendem Wasser auf. 5 Minuten ziehen lassen
und davon 3 Tassen täglich trinken, aber nicht mehr, da er sonst
zu stark entwässert.
Im Kräuterbuch von Jacobus Theodorus "Tabernaemontanus"
(1625) (der Link geht zur Online-Version) steht zum Giersch folgendes:
Jnnerlicher Gebrauch deß Geyßfuß.
Wiewol der Geyßfuß ein veracht unnd unachtsam Kraut ist/ so hat es doch
auch seinen gebrauch in der Artzeney uberkommen/ und wird insonderheit
höchlich gelobt zu dem Zipperlein/ Gliedsucht und Hüfftwehe. Deßgleichen
zu den faulen Fiebern in Wein gesotten/ unnd morgens und abendts darvon
getruncken/ oder sonst zun Geträncken gebraucht. Wider die faulen Fiebern
sol man die Wurtzel zu Pulver stossen/ und darvon i.quintlein mit Wein
darinn Geyßfüsselkraut gesotten worden/ etliche tag nacheinander warm
trincken und darauff schwitzen.
Eusserlicher Gebrauch deß Geyßfüssels.
Das Geyßfüssel/ eusserlich Pflastersweiß ubergelegt/ oder damit gebähet/
ist ein gute Artzeney wider das Zipperlein/ Gliedtsucht und die schmertzen
der Hüfft. Schweißbäder darvon gemacht/ unnd deß Pulvers ein quintlein
mit Wein getruncken/ wann man in ein Schweiß wil gehen/ und wolgeschwitzt/
verhütet den Menschen vor dem Zipperlein und Gliedsucht/ vertreibt das
kalt und lauffende Gegicht in den Gliedern. Es ist auch der Geyßfüssel
den Wundärtzten bekannt worden/ dann sie es zu heylung der Wunden und
allen Schäden gebrauchen/ wie es dann in der Warheit ein fürtreffentlich
Wundkraut ist.
Giersch in der Küche:
Die jungen Blätter und Sprosse kann man in Salaten, Suppen und als Gemüse
verwenden. Siehe Rezepte mit Giersch.
Getrockneter Giersch lässt sich sehr gut als Gewürz verwenden.
Schmeckt hervorragend als Salatgewürz, aber auch an allen anderen
Gerichten, an denen auch Majoran oder Oregano passen würde. Der
Geschmack ist sehr angenehm aromatisch. Ich verwende ihn inzwischen
sehr häufig und auch in selbstgemachtem Kräutersalz ist er
für mich nicht mehr wegzudenken. Klein geschnitten landet er bei mir auf jeder Pizza
und in jede selber gemachte Kräuterbutter gehört für mich - wenn möglich - Giersch. Frisch schmeckt er
mir besser als getrocknet. Um ihn für die Küche zu lagern, habe ich ihn tiefgekühlt.
Giersch im eigenen Garten:
Giersch mag es halbschattig bis sonnig, irgendwo in der Ecke des Gartens. Man setzt am besten Pflanzen aus der Natur um.
Er vermehrt sich stark durch seine Wurzelausläufer,
sollte also nach Möglichkeit mit Wurzelbegrenzern vom Rest des Gartens getrennt sein. Von vielen Gärtnern
wird er gehasst, da er sich ganze Gärten erobern kann. Aber viele in meinem Bekanntenkreis haben ihn mit viel Liebe
wieder in den Garten gesetzt nachdem sie ihn erst vernichtet hatten, einfach weil er unkompliziert wächst, keiner Pflege
bedarf und gut schmeckt.
Nebenwirkungen:
Bei Hautkontakt mit der frischen Pflanze kann es zu Reizungen kommen.
Diese können durch Sonnenlicht verstärkt werden.
Geschichtliches:
Mir momentan noch nicht bekannt
Quellen:
Die
Kräuter in meinem Garten,
1x quer durch mein Bücherregal,
eigene Erfahrungen, Zettelwirtschaft, Tips durch Mails
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
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Bild mit freundlicher Genehmigung von Kurt
Stübers
Fotos: © L. B. Schwab
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Junger Giersch
Ganze Pflanze




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