Anis
(Pimpinella anisum L. )
Synonyme oder Volksnamen:
Anais, Anis-Bibernelle, Änis, Arnis, Brotsamen, Enes, Enis, Jenes,
Runder Fenchel, Römischer Fenchel, Süßer Fenchel, Süßer
Kümmel, Taubenanis
Familie:
Doldenblütengewächse (Apiaceae (Umbelliferae))
Namensentstehung:
Anis bezieht sich auf "anisum". Der Name "Runder Fenchel"
kommt von der Form der Früchte. Der Name "Taubenanis"
kommt daher, dass man ihn in neue Schläge von Tauben reibt.
Beschreibung:
Anis ist einjährig, die Wurzel ist spindelförmig und dünn.
Der Stengel ist gerillt, aufrecht, verästelt sich nach oben hin
und kann insgesamt bis zu 50 cm hoch werden. Die unteren Laubblätter
sind lang gestielt, nach oben hin wird der Stiel immer kürzer und
oben sitzen die Blätter zum Teil direkt auf der Scheide. Die Blüten
stehen endständig jeweils an den Haupt- und Seitensprossen in lockeren
Dolden mit etwa 7 - 15 Hauptstrahlen. Die Einzelblüten haben fünf
weiße Kronblätter, ein Kelch ist nicht mehr erkennbar. Die
Frucht ist eine zweisamige Spaltfrucht, länglich-eiförmig
und wenn sie reif ist graubräunlich. Die Teilfrüchte trennen
sich erst spät und sind schwer voneinander lösbar.
Verwechslung:
Mit anderen Doldenblütlern, zum Beispiel dem giftigen Schierling.
Man kann sie aber durch den Geruch unterscheiden.Ausserdem hat Schierling
einen rot gefleckten Stengel, auch ist die Form der Blätter anders.
Blütezeit:
Juli - August
Vorkommen:
Anis stellt hohe Anforderung an Boden und Klima und wird bei uns nur
selten als Gewürz- oder Arzneipflanze angebaut. Gelegentlich tritt
sie verwildert auf, hält sich aber meist nicht lange. Aber wenn,
findet man ihn auf Schuttstellen, in Gartenland und in Weinbergen. Anis
darf erst nach 3 Jahren wieder an der gleichen Stelle angebaut werden. Anis liebt Trockenheit.
Verbreitung:
Vermutlich stammt Anis ursprünglich aus dem Orient. Drogenimporte stammen vorwiegend
aus Ägypten, Argentinien, Chile, China, Italien, Spanien und der
Türkei. Verbreitet ist er im östl. Mittelmeergebiet, kultiviert in Deutschland, Russland, Holland, Polen, Spanien, Griechenland,
Türkei, Ostindien, Afrika, Amerika.
Sammelgut:
Der Same (Fructus Anisi)
Sammelzeit:
Juli - September
Sammelvorschrift:
Bei Fruchtreife schneidet man bei trockenem Wetter die Dolden ab und
drischt sie. Dabei fallen die Früchte leicht heraus. Die Droge
hat einen würzigen Geschmack und einen eigenartigen, angenehm gewürzhaften,
süßlichen Geruch.
Inhaltsstoffe:
2 - 6 % ätherische Öle, davon als Hauptbestandteil ein trans-Anethol
(90%). Ansonsten: fettes Öl, Phenolcarbonsäuren, Flavonoide, Cumarine,
Zucker und Eiweiß. Bei falscher Lagerung des Öls (nicht des Krauts), entsteht Photoanethol mit östrogenartiger Wirkung.
Anwendung:
Eigenschaften: Schleimlösend, milchbildend, blähungstreibend, auswurffördernd, appetitanregend
Die Kommission E sagt dazu:
Innere und äußere Anwendung: Katarrhe der Luftwege
Innere Anwendung: Dyspeptische Beschwerden (Magen- Darm Beschwerden).
Anis ist in erster Linie bekannt durch seine krampflösende und blähungstreibende Wirkung. Da er auch noch milchbildend ist,
ist es neben Kümmel und Fenchel das optimale Kraut für Mutter und Kind.
Anis darf durchaus auch Säuglingen gegeben werden. Als Tee bis Vollendung des 1. Lebensjahres gilt als Tagesdosis
0,5g, 1 - 4 Jahre 1g, 4 - 10 Jahre 2g, älter 3g. Erwachsene können bis zu 5g nehmen.
Anis wirkt ferner auswurffördernd, schwach krampflösend, antibakteriell (3,5x stärker bakterizid als Phenol) und
steigert die Speichel- und Magensaftsekretion.
1 leicht gehäufter Teelöffel Anis hat etwa 3g. Das ist etwa die Dosis für ein Kind ab 10 Jahren. Für einen Säugling unter einem Jahr macht man am besten
einen Tee aus 1/2 Teelöffel auf eine Tasse Wasser und verdünnt den fertigen Tee 1:3 mit kaltem Wasser.
Ein Tee wird wie folgt zubereitet:
1 Teelöffel Anis wird frisch mit dem Mörser zerstoßen. Danach übergiesst man
ihn mit 1/4 Liter Wasser, lässt 10 Minuten ziehen und seiht dann
ab. Davon trinkt man tagsüber 2 - 3 Tassen schluckweise zu den Mahlzeiten.
Statt Tee können Erwachsene auch eine Tinktur verwenden. 10 - 20 Tropfen auf einen Löffel Zucker. Nie mehr als 50 Tropfen täglich nehmen. Eine Tinktur wird wie folgt hergestellt:
Pro 100ml 70%igem klarem Alkohol (Primasprit), werden 20g zerstossene Anissamen verwendet. Man giesst mit dem Alkohol auf und lässt 10 Tage stehen.
Von der Wirkung her, ist die des Kümmels besser wenn es um
Blähungen geht, geht es um Husten, ist die des Fenchel
wirksamer. Aber Anis schmeckt vielen Kindern gut und man kann ihn prima mit Kümmel und Fenchel mischen.
Bei Mandelentzündung bereitet man ein lauwarmes Gurgelwasser aus
Anis, Salbei und Pfefferminze. Bei Schlaflosigkeit auf Grund von Übernervosität, wirkt Anis beruhigend und kann schlecht schmeckenden
Tees gegen Schlaflosigkeit beigegeben werden.
Der Rauch von gebranntem Anis durch einen Trichter in die Nase gezogen,
soll Kopfschmerzen lindern.
Gestoßener Anis mit warmen Rosenöl vermischt, einen warmen
Wattebausch getränkt und ins Ohr gegeben, soll Ohrenschmerzen lindern.
Äußerlich:
Waschungen der Haare mit Fencheltee soll Kopfläuse vertreiben oder fern halten und Waschungen der Haut wirksam gegen Krätzmilben sein.
Gegen Krätze und Läuse bereitet man eine Salbe aus dem ätherischen
Anisöl und reibt sich die betroffenen Stellen damit ein. Das ätherische
Öl soll Läuse und Milben bei Hunden oder Kindern töten,
allerdings darf man keine Katzen damit behandeln, auf sie wirkt es toxisch. Das ätherische Öl des Anis wird Salben beigemischt, die Ungeziefer fern halten sollen.
Homöopathie:
Anisum D1 und D2 verwendet man gegen Appetitlosigkeit und bei Säuglingen und Kleinkindern vor allem auch gegen Durchfälle
auf Grund des Zahnens, als Beruhigungsmittel und gegen Blähungen. Man gibt 3 - 5x täglich 5, 10 oder 15 Tropfen.
Anis in der Küche:
Anis ist ein interessantes Gewürz mit vielseitiger Verwendung. Um den Rahmen dieser Seite nicht mit Kochrezepten
zu sprengen, hier eine separate Rezeptsammlung
mit einigen Anis-Rezepten
Aber nicht nur die Samen sind essbar, sondern auch die Blüten und Blätter. Man kann sie in Obstsalat mischen, , mit Datteln und Feigen zusammen verzehren,
in Gerichte mit Maronen mischen oder auch die Stängel und Wurzeln in Suppen geben.
Anis als Räucherkraut:
Mit Genehmigung des Verfassers:Räucherwerkstatt
Heute hab ich mal wieder ein Küchen- oder Kuchengewürz im Räuchertopf. Anis!
Wichtig ist, dass der Anissamen gut gemörsert ist, sonst springt er knallend von der Glut und kann gar kleine Brandwunden hinterlassen. Klar sprech ich da auch aus eigener Erfahrung.
Der Anissamen ist ein Räuchermittel gegen Albträume und durch seine Reinigung verhilft er uns auch zu mehr Leichtigkeit in unserer Gedankenwelt. Allgemein gilt er auch als öffnend, was sich unteranderem positiv auf unsere inneren Blockaden auswirkt.
Im Forum kann man über Anis als Räucherkraut mit Synergy (Walter) von der Räucherwerkstatt diskutieren.
Anis im eigenen Garten:
Aussaat: Mitte April bis Anfang Mai. Boden: kalkhaltig. Standort: warm, mäßig feucht, sonnig, Windgeschützt.
Anwendung in der Tiermedizin:
Anis wird durchaus auch in der Tiermedizin verwendet, wirkt aber auf Grund
der enthaltenen ätherischen Öle auf Katzen toxisch (tödlich giftig). Wiederkäuer erhalten 25-50 g, Hunde 0,5 - 2,0 g, Pferde
10 - 25 g und Geflügel 0,2 - 0,5 g als mittlere Tagesdosis. Allerdings
darf Anis als Droge keinen Tieren gegeben werden, die der Gewinnung
von Lebensmitteln in der EU dienen. Was aber verwendet werden darf,
ist der Wirkstoff Anisi aetheroleum. Es liegen keine Erfahrungen mit
trächtigen oder laktierenden Tieren vor.
Interessantes:
Wenn man Tauben an einen neuen Taubenschlag gewöhnen will, sollte
man die Wände mit Anisöl einreiben.
Nebenwirkungen:
Wenn auch selten, aber Allergien auf Anis oder Anethol sind möglich. Ätherisches Öl niemals zu kalt oder zu heiss lagern und nicht pur verwenden. Gefahr von Hautreizungen!
Geschichtliches:
Im alten Ägypten verwendete man Anis als Aphrodisiakum und als unspezifisches Gegengift. Dioskurides erwähnte den Anis
zur steigerung des Geschlechtstriebes und machte ihn so zum meist verwendeten Kraut der damaligen Zeit. Anissamen in der
Tasche getragen, sollten böse Geister fern halten. Gebäck mit Anis diente in Norddeutschland als Opferspeise bei Erntedank-Festen oder Hochzeiten.
Auch heute noch wird in traditionellen Familien Anis beim Erntedank-Fest auf den Tisch gelegt.
Quellen:
Heilpflanzen in der Kinderheilkunde,
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
Die Kräuter in meinem Garten,
Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen,
Das grosse Buch der Heilpflanzen,
Die farbige Kräuterfibel,
Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen,
Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis,
Kostbarkeiten aus der Hausapotheke ,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
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Bild mit freundlicher Genehmigung von
Kurt Stübers

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