Gefleckter Schierling
(Conium maculatum L.) tödlich
giftig!
Synonyme:
Apotheker-Schierling, Bangenkraut, Becherkraut, Berstekraut, Dallkrut,
Dollkraut, Erd-Schierling, Fleckschierling, Giftdolde, Giftkraut, Kälberkern,
Karussellpflanze, Katzen-Peterlein, Mäusedolde, Mäuseschierling,
Mitschierling, Scharnpiepen, Stinkkraut, Teufels-Peterlein, Wiener-Schierling,
Vogeltod, Wütherich, Ziegenkraut
Familie:
Doldenblütler (Apiaceae (Umbelliferae))
Namensentstehung:
Mir leider nicht bekannt.
Beschreibung:
Schierling wird in Europa bis 2,5 m hoch. Im ersten Wachstumsjahr baut
die Pflanze die weißliche, milchsafthaltige, spindelförmige
bis ästige Wurzel und die unteren Blätter auf. Im nächsten
Jahr schießt der hohle, fein gerillte und mit abwischbarem bläulichen
Reif überzogene purpurne Stengel empor und nimmt dabei die äußerliche
rote Färbung nach oben hin mit. Die Blätter sind drei- bis vierfach
gefiedert und haben einen weißlichen Saum an den Rändern. Sie
sind dunkel- bis graugrün und oft ziemlich schlaff, da das Wasser
aus ihnen schneller verdunstet als es aufsteigen kann. Die Blütendolden
sind kurz gestielt und die Blüten haben 5 trübweiße Kronblätter.
Die Dolde ist eher unscheinbar und 10 - 15 strahlig.
Die ganze Pflanze riecht beim Zerreiben nach Mäuseurin
und schmeckt wiederlich scharf-bitter.
Verwechslung:
Mit anderen Doldenblütlern. Sein eindeutiges Erkennungsmerkmal
ist allerdings der rote, hohle Stengel, der nach oben hin fleckig -
rot wird und den weisslichen Saum an den Blatträndern. Verwechslungen
mit der Wurzel des Meerrettichs kommen nicht selten vor! Das Gleiche
gilt für die Blätter der Petersilie. Im Forum trage ich nach
und nach eine Liste mit allen wichtigen Merkmalen zum Vergleich
der Doldenblütler zusammen
Blütezeit:
Juni - September
Vorkommen:
In der Nähe von menschlichen Siedlungen, an Hecken, Mauern, Zäunen
und Wegen, aber auch auf Äckern und Brachland.
Verbreitung:
Mitteleuropa bis Norwegen und Finnland, Asien bis zum Altai und Baikalgebiet,
in Nordafrika bis Äthiopien, im Orient im Gebirge sowie bis ins östliche
Nordamerika sowie Mittel- und Südamerika.
Sammelgut:
Man sollte die Finger vom Schierling lassen und die Anwendung einem Arzt
überlassen. Alle Teile dieser Pflanze, vor allem aber die Früchte,
sind stark giftig und eine Aufnahme des Giftes ist auch durch die gesunde,
unverletzte Haut möglich!
Inhaltsstoffe:
Gesamtalkaloidgehalt der Pflanze kurz vor der Reife ca. 2%, Früchte
können 3.5% enthalten. Durch Trocknen verringert es sich auf 0,7%
und verliert sich im Laufe der Zeit ganz. Von diesen Gesamtalkaloiden
ist 90% Coniin und 9% y-Conicein. Der letzte Prozent teilt sich in Conhydrin,
Preudoconhydrin und Methylconiin.
Anwendung:
Im Altertum kannte man die Pflanze nicht nur als Gift, sondern
auch als Heilkraut und auch im Mittelalter wurde sie verwendet, allerdings
ist Vieles an Wissen darüber verloren gegangen. Ich kann auch niemandem
raten mit Schierling zu experimentieren, denn die Folgen können sehr
schnell tödlich enden. Trotzdem
möchte ich hier auch die Heilwirkungen der Pflanze beschreiben -
sofern ich sie überhaupt noch zusammentragen kann.
Äußerlich (Vorsicht, das Coniin wird auch über die Haut
aufgenommen!) wurde Schierling als schmerzlinderndes, entzündungshemmendes
und erweichendes Mittel verschrieben. In Salben auf Drüsen
aufgetragen hemmt es die Drüsentätigkeit und diente als
Abstillmittel für Mütter.
Innerlich (Finger weg!) steigert er Ausscheidungen, entwässert
und beruhigt. Schierling wirkt krampflösend auch bei
Keuchhusten, Asthma, Krämpfen im Verdauungstrackt,
der Blase und bei Epilepsie.
In der Homöopathie verwendet man Schierling gegen Schwindelanfälle,
gegen Husten verschiedener Ursache und zur Abschwellung der Drüsen.
Eine Behandlung sollte man dem Arzt überlassen!
Singvögel fressen die Samen des Schierlings ohne Schäden.
Nebenwirkungen:
Die tödliche (letale)Dosis beträgt
Mensch: 0,2 - 1 g Coniin
Pferd: 3-5 kg frische Pflanzen/Tier
Schwein: 8-13 g/kg KG frische Pflanzen
Rind: 5.3 g/kg KG frische Pflanzen; 16 mg Coniin/kg Körpergewicht i.m.
Schaf: 10 g/kg KG frische Pflanzen; 240 mg Coniin/kg Körpergewicht i.m.
Hund: 50 mg Coniin/kg Körpergewicht s.c.
Vergiftungserscheinungen: Brennen im Mund, Lähmung der Zunge, Erbrechen,
danach aufsteigende Lähmung, Kälte und Gefühllosigkeit,
zuletzt Tod durch Atemlähmung meist bei
vollem Bewusstsein, da Herz- und Hirntätigkeit bis zum
Schluss erhalten bleiben. Verwirrung und Erregung treten kaum auf.
Tiere vermeiden das Fressen von Schierling im frischen Zustand, allerdings
können sie es in der Silage nicht heraussuchen. Vergiftungserscheinungen
hat das Veterinärmedizinische
Institut Zürich sehr gut beschrieben. Man beachte die Knochenmissbildungen
beim Nachwuchs von Schweinen und Rindern, die während der Schwangerschaft
Schierling gefressen haben.
Beim Trocknen wird die Giftigkeit von Schierling reduziert und je länger
die Pflanze trocken ist, desto weniger giftig ist sie.
Geschichtliches:
Im Altertum wurde der Schierling zur Vollstreckung von Todesurteilen (man
erinnere sich an den Schierlingsbecher von Sokrates), aber auch mit Opium
vermischt, als staatlich abgegebenes Selbstmordgift verwendet. Durch Lähmung
der Atemmuskulatur tritt der Tod vei vollem Bewußtsein ein.
|

Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé
(1885-1905)
Bild mit freundlicher Genehmigung von Kurt
Stübers
Bei Klick auf das Bild sehen Sie das Bild in einer Grösse von 1000
Pixeln Breite
(lange Ladezeit!)
Fotos: © wegwarte
mit freundlicher Genehmigung
Bei Klick auf eins der Fotos sehen Sie es in einer Größe von
462 Pixeln Breite

|