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Einheimische Kräuter, Kräuterrezepte,
Wildgemüse und ein Stück Natur

 

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Wilde Karde

(Dipsacus fullonum L.)

Weber-Karde

(Dipsacus sylvestris Huds. und Dipsacus sativus)

Synonyme:
Synonyme für Wilde Karde = Wald-Karde, Schuttkarde
Synonyme für Weber-Karde = Weberdistel, Walkerdistel
Volkstümliche Namen = Schleuderkarde, Rauhkarde, Igelkopf, Kratzkopf, Kardätschendistel, Wilde Chratzerli, Herrgottskamm, Wolfssträhl, Spatzenklette, Stieglitzbürste

Familie:
Kardengewächse (Dipsacaceae)

Namensentstehung:
Der deutsche Name "Karde" ist abgeleitet vom lateinischen carduus (= Distel), obwohl die Karde mit der Gattung der Disteln (carduus) gar nicht verwandt ist, sondern mit den Skabiosengewächsen. Der Gattungsname Dipsacus lässt sich aus dem griechischen dipsa = Durst ableiten. In den verwachsenen Blattachseln sammelt sich Regenwasser, welches vor allem von Vögeln als Trinkreservoir genutzt wird. Man kann wohl davon ausgehen, dass so mancher durstige Mensch sich ebenfalls daran gelabt hat. fullonum ist abgeleitet vom lateinischen fullo = Tuchmacher, Walker

Beschreibung:
zweijährig, die Pflanze stirbt nach der Blüte im 2. Jahr ab. 80 - 220 cm Höhe.
Blüten:
Großer eiförmiger, zylindrischer Blütenstand (Kolben), der einen Durchmesser von bis zu 5 cm und eine Höhe von bis zu 8 cm haben kann. Die Blütenstände sind lang gestielt und die Stiele sind ganz mit kräftige Stacheln besetzt. In der Mitte der Blütenstände beginnen die zart violetten bis rötlich-lila farbigen Röhrenblüten ringförmig zu blühen. Dieser Blütenring teilt sich im Laufe der Blütezeit und setzt sein Abblühen gleichmäßig ringförmig nach oben und unten "wandernd" fort. Die Spreublätter, auf denen die kleinen Blüten sitzen, sind spitz und lang ausgezogen. Bei der Weber-Karde sind die Spreublätter an der Spitze hakig gekrümmt. Der Kelch ist vierkantig und mit den Blütenkelchen der Nachbarblüten verwachsen. Unter dem Blütenstand finden sich die Hüllblätter. Sie sind sehr lang ausgezogen und schmal lanzettlich. Sie sind bei der wilden Karde nach oben gebogen und reichen oft bis über den Blütenstand hinweg. Die langen Hüllblätter der Weber-Karde dagegen stehen gerade ab und sind teilweise nach unten gebogen.
Stängel:
aufrecht, verzweigt und stachelig.
Blätter:
Im ersten Jahr bildet die Karde eine typische Blatt-Rosette (siehe 1. Foto links oben). Die grundständigen Blätter mit bis 30 cm Länge, sind kurz gestielt, am Rand gezähnt und lanzettlich-länglich. Häufig sind die Mittelrippen an der Blattunterseite stachelig und auch auf der Oberseite der Blätter verteilt befinden sich Stacheln.
Die ungeteilten Stängelblätter stehen gegenständig und sind am Grund an der Blattachsel verwachsen, wodurch sich eine Art Behälter bildet. Bei Regen sammelt sich darin das Regenwasser (Venusbecken-siehe letztes Bild). Sie sind gezähnt oder ganzrandig.
Samen:
Die Früchte sind nussartige, rippig-furchige Schließfrüchte mit vier Kanten, die mich an Kümmelfrüchte erinnern. Die Früchte sind ca. 5 mm lang und braun-schwarz gefärbt.

Verwechslung:
Wilde Karde und Weber-Karde können leicht miteinander oder mit anderen Karden, z.B. der Schlitzblatt-Karde (Dipsacus laciniatus) verwechselt werden. Die Schlitzblatt-Karde blüht allerdings weiß und hat, wie der Name sagt, tief eingeschlitzte Blätter.

Blütezeit:
Ende Juni bis Ende August

Vorkommen:
trockenen Schuttböden, Bahndämme, Ruinen oder Ödland (Ruderalflächen), Böschungen, Raine und Wegränder, manchmal auch auf Wiesen und Waldlichtungen

Verbreitung:
ganz Europa, Afrika, Türkei, gemäßigte Zonen Asiens bis 1000 m Höhe

Sammelgut:
Blätter, Wurzeln
Hom.: die ganze blühende Pflanze

Sammelzeit:
Wurzeln im Herbst der 1. Jahres, im Winter (bei frostfreiem Boden) oder im Frühjahr des 2. Jahres, bevor aus der Pflanze der Stängel und die Blütenstände nach oben wachsen, sie "aufstängelt". Die Blätter werden ebenfalls geerntet, bevor die Pflanze aufstängelt.

Sammelvorschrift:
Für die Tinktur nimmt man grundsätzlich die frische Wurzel! (Siehe Zubereitung der Tinktur)

Die Wurzeln werden im Herbst des 1. Jahres, im Winter bei frostfreiem Boden oder im Frühjahr des 2. Jahres vor dem Austrieb der Stängel und Blütenstände ausgegraben. Man reinigt die Wurzeln mit einer Bürste im Wasser und lässt sie anschließend gut abtrocknen. Die Wurzel wird in Stücke geschnitten, bei großen Exemplaren längsgeteilt und ausgebreitet im luftigen Schatten getrocknet. Dabei muss sie häufig gewendet und kontrolliert werden, um Schimmelbildung zu vermeiden. Die gut getrockneten Wurzelstücke werden in dunklen Gläsern gut verschlossen aufbewahrt.

Die Blätter werden im Frühjahr ebenfalls vor dem Austrieb des Stängels gesammelt. Man trocknet sie im luftigen Schatten und bewahrt sie in Papier- oder Stoffsäckchen auf.

Inhaltsstoffe:
Iridoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Saponine und organische Säuren (Kaffeesäurederivate), Kalisalze sowie Inulin und Tannin. Weiterhin Glykoside (vor allem Scabiosid) welche allerdings bezüglich ihrer Wirkung noch nicht erforscht sind.

Anwendung:
Eigenschaften:

Kommission E: Die Karde wird bisher nicht schulmedizinisch angewandt. Es gibt zu ihrer Wirksamkeit noch keinerlei wissenschaftliche Belege.

Volksheilkundliche Anwendungsgebiete sind rissige Haut, Furunkel, Fissuren (auch Afterfissuren), Schrunden und andere Hautleiden wie Dermatosen und Akne.

Hier verwendet man die Blätter und Wurzeln in Salbenform oder als Extrakt, welcher reichlich Tannin enthält. Der Extrakt wirkt intensiv schützend und stimuliert die Abwehrkräfte der Haut.

Die Zubereitungen aus den Blättern und der Wurzel gelten als harn- und schweißtreibend, magenberuhigend und verdauungsfördernd, wegen der Gerbstoffe gut gegen Durchfall, adstringierend und hilfreich bei Gelbsucht und Gallenbeschwerden. Die Pflanze soll aber auch bei Gicht, Rheuma, Arthritis, Wassersucht und Fettleibigkeit helfen.

Eine Tinktur aus der Wurzel wird kurmäßig, kombiniert mit ausleitenden, entgiftenden sowie das Lymphsystem anregenden und die Abwehr steigernden Pflanzenzubereitungen und Überhitzungstherapie des Körpers (z.B. Schwitzkuren) bei Borreliose eingesetzt. Auch Teezubereitungen aus der Wurzel oder Wurzelpulver werden bei Borreliose eingesetzt. Wolf-Dieter Storl vermutet, dass auch die Samen und Zubereitungen daraus wirksam sind. Für weitergehende Informationen zur Anwendung der Karde bei Borreliose empfehle ich das Buch Borreliose natürlich heilen von Wolf-Dieter Storl. (Anmerkung Lotti: Im Forum gibt es darüber eine interessante Diskussion mit Berichten von Leuten die es gemacht haben)

Das Homöopathikum Dipsacus wird in der Potenz D3 oder D6 zur behandlung von chronischen Hautleiden und Afterfisteln verwendet. Kräuterpfarrer Hermann-Josef Weidinger empfiehlt es sogar bei Tuberkulose.

Ebenfalls im Forum findet man eine Diskussion über die Karde.

Tee:
1 Teel. zerkleinerte frische oder getrocknete Wurzel (oder auch Blätter) mit 150 ml Wasser kurz aufkochen. Der Tee sollte vor der Mahlzeit getrunken werden. 3 x täglich 1 Tasse.

Tinktur:
Die Herstellung der Tinktur aus der frischen Kardenwurzel und die Anwendung habe ich hier im Forum im Thema Kardenwurzel, natürliche Behandlung von Borreliose in einer bebilderten Dokumentation genau beschrieben. Hier finden sich auch Erfahrungsberichte von Betroffenen, die diese Tinktur zusammen mit den begleitenden Therapiemaßnahmen mit Erfolg angewendet haben.

Wurzelpulver:
Die getrocknete Wurzel wird zu Pulver verrieben. Wolf-Dieter Storl empfiehlt das Wurzelpulver vermischt mit Honig besonders bei Kindern, da für diese wegen der Bitterkeit weder der Tee noch die Tinktur geeignet ist.

Anwendung in der Tiermedizin:
Auch bei Tieren ist eine Therapie mit der Kardenwurzeltinktur bei Borreliose als möglicherweise wirksame Alternative nicht ausgeschlossen. Erfahrungsberichte sind mir hierzu allerdings (noch) keine bekannt.

Sonstiges:
Die Weber-Karde wurde früher in der Weberei zum "kardieren" oder "krempeln"genutzt. Mit ihren Stacheln wurden u.a. Stoffe aufgeraut.
Man nannte früher Dipsacus wegen des Wasserreservoirs auch "labrum veneris" = Venusbad. Diesem Wasser schrieb man heilende und pflegende kosmetische Eigenschaften für Haut und Augen zu, auch sollte es Sommersprossen ausbleichen.

Da die Samen in den vertrockneten Fruchtständen gerne von Stieglitzen, Distelfinken und anderen Körnerfressern im Winter gefressen werde, versah man die Fruchstände mit Fallen und fing so die Vögel ein.

Wilde Karde im eigenen Garten:
Nach eigenen (Dagmars) Erfahrungen lässt sich die Karde sehr leicht aus Samen ziehen. Lässt man verblühte Karden stehen, samen sie sich sehr leicht selbst aus und keimen dann im kommenden Frühjahr. Ich hatte auf diese Weise derart viele Keimlinge im Garten, dass ich kräftig ausdünnen musste

Meiner Erfahrung nach sät man am Besten im Spätsommer, sobald die Samen reif sind, direkt an Ort und Stelle aus. Aber auch die Anzucht in Töpfen gelingt leicht. Die Samen nicht mit Erde bedecken, sondern nur leicht andrücken, denn sie sind Lichtkeimer. Es dauert, sobald die Erde wieder wärmer wird, ca 1-2 Monate, bis die Samen keimen. Die in Töpfen vorgezogenen Pflanzen sollten allerdings möglichst bald, solange sie noch klein sind, ins Freiland ausgepflanzt werden.

Die Wurzeln von ausgepflanzten bzw. versetzten Karden bleiben meiner bisherigen Erfahrung nach deutlich kleiner als diese von direkt ins Freiland gesäten oder von Pflanzen, welche sich selbst ausgesamt haben. Am besten gedeihen Karden auf leicht lehmigen aber durchlässigen Böden in möglichst sonnigen Standorten. Im Schatten neigen sie zum Befall mit Mehltau. Auch sollte der Boden nicht überdüngt sein. Sie braucht kaum Pflege. Selbst Gießen ist, sobald die Pflänzchen gut angewachsen und größer sind, kaum nötig.
Bezugsquellen für Kardensamen und Pflanzen:
Rühlemanns Kräuter- und Duftpflanzen ....hier gibts Dipsacus sativus
Myrrhenkerbel ...die verkaufen Samen von Dipsacus sylvestris
Kräuterei ...hier gibt es Pflanzen von , Weberkarde - Dipsacus sativus und Karde, wilde - Dipsacus follum für 2,- ? pro Pflanze -> aufgeführt unter zweijährige Kräuter

Nebenwirkungen:
In einigen Fällen kommt es zur sogenannten "Erstverschlimmerung" der Symptome, auch treten dann manchmal Hautausschläge auf.
Selten sind heftige Reaktionen beobachtet worden, wie Herzrasen, Kreislaufprobleme, Angstzustände und Schüttelfrost.

Geschichtliches:
In den üblichen Kräuterbüchern findet man die Karde heute eigentlich leider eher selten. Anscheinend ist ihre Wirkung und Anwendung etwas in Vergessenheit geraten, denn die Karde ist auch schon den alten Kräuterheilkundigen durchaus bekannt gewesen. Ihre Kraft und Wirkung wird bereits in den Schriften von Hieronymus Bock, Leonard Fuchs und Lonicerus beschrieben.

So schreibt Lonicerus in seinem Kreuterbuch (1679):
"Das Kraut gepülvert und mit Erbißbrühe vermischt / stopffet die Flüß / so sich zu viel ereignen / als sonderlich die Flüß der Frauen / oder übermässige monatliche Blume. Karten in Wein gesotten / darnach gestossen / und als ein Pflaster hinten auf den Afftern gelegt / vertreibt die Schrunden / und den Fluß deß Maßtdarms / davon die Feigblattern wachsen / und nimmt auch die Wartzen hinweg."

Quellen: Quasi der gesammte Text stammt von Dagmar von der Wildkräuterkunde
Wolf-Dieter Storl, Borreliose natürlich heilen
Wolf-Dieter Storl, Mit Pflanzen verbunden
Walter Wurzer, Das große Lexikon der Heilpflanzen - Ihre Anwendung und ihre natürliche Heilkraft, Kaiser Verlag (Übersetzung des Originals "le erbe" aus dem italienischen)
Andrew Chevallier, Die BLV Enzyklopädie der Heilpflanzen
Ingrid und Peter Schönfelder, Der neue Kosmos Heilpflanzenführer
Das Beste Reader's Digest, Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen

 

Zeichnung einer Weberkarde:
Zeichnung einer Weberkarde
Zeichnung: Wild Teasel
Illustrations of the British Flora (1924)

Bild mit freundlicher Genehmigung von
Kurt Stübers

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Fotos: © L. B. Schwab oder Dagmar Tischer

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Wilde Karde - ganze Pflanze
Foto einer wilden Karde

Blattrosette im ersten Jahr
Foto einer Wilden Karde Blattrosette

Blütenring
Foto einer Wilden Karde Blüte

Blütenring vor der Teilung
Foto einer Wilden Karde Blütenring

Venusbecken
Foto einer Wilden im Venusbecken sammelt sich Wasser

Vertrocknete Blüte im Winter
Foto einer Wilden Karde Blattrosette





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Alle Angaben ohne Gewähr
© L. B. Schwab