Johanniskraut
(Hypericum perforatum L.) Bitte die Nebenwirkungen
beachten!
Synonyme:
Blutkraut, Hartheu, Herrgottsblut, Hexenkraut, Jageteufel, Johannisblut,
Mannskraft, Sonnwendkraut, Stolzer Heinrich, Tausendlöcherlkraut,
Teufelsflucht, Tüpfelhartheu, Tüpfel-Johanniskraut, Wildgartheil
Familie:
Hartheugewächse (Hypericaceae)
Namensentstehung:
Johanniskraut (dem Täufer Johannes geweiht) ist das Hexenkraut schlechthin,
daß selbstverständlich in der Johannisnacht (die Nacht vom 23.
auf den 24.Juni, Sommersonnenwende) geerntet wurde. Hält man ein Blatt
des "Tausendlöcherlkrautes" gegen das Licht, dann sieht das Blatt
aus, als hätte es lauter kleine Löcher. Es galt deshalb
vor allem als ein Heilmittel für Stich- und Schußverletzungen. Der
Sage nach stammen diese Löcher vom Teufel, der aus Bosheit über die
Macht die dieses Kraut über böse Geister und über ihn selbst besaß,
die Blätter mit Nadeln zerstochen haben soll.
In meinem ersten Kräuterbuch "Die farbige Kräuterfibel"
steht dazu folgendes:
"[...] Im Mittelalter entstand die Sage, dass die Pflanze aus
dem Blut, dass Johannes der Täufer bei seiner Enthauptung vergossen
hat, entsprungen ist. Das altgermanische Mittsommerfest wurde zum
christlichen Johannistag und das grade in der Zeit des höchsten
Standes der Sonne blühende Johanniskraut wurde zum Schmuck der
Altäre. Kränze und Girlanden wurden daraus geflochten. Ein
Strauss mit Johanniskraut und acht anderen Kräutern liess man
vom Priester segnen, damit man diese bei sich tragen konnte gegen
Krankheit und böse Anfechtungen. Aber auch der Teufel war nicht
faul. Er durchstach die Blätter des Johanniskrautes mit Tausenden
von kleinen Nadelstichen und hoffte, sie dadurch zum Verdorren zu
bringen.[...]
Beschreibung:
Johanniskraut überwintert mit weitverzweigtem Wurzelstock, der
im Frühling besonders bei kräftigen Exemplaren ein großes
Büschel aufrechter, meist 40 - 50 cm hoher Stengel mit 2 Kanten
treibt. Die Blätter stehen sich gegenüber und haben eine
durchscheinende Puntkierung, die durch im Blattgewebe vorhandene Ölzellen
verursacht wird. Die Blüten stehen in endständigen, rispenähnlichen
Blütenständen und haben 5 goldgelbe, freie Kronenblätter.
Der Fruchtknoten entwickelt sich zu einer mit 3 Klappen aufspringenden
Kapsel. Zerreibt man die Blüten oder Knospen zwischen den Fingern,
färben sich diese rot. Das Johanniskraut ist von anderen Hartheugewächsen
durch eine seine kahlen, mit 2 längsleisten versehenen Stengel
und die ganzrandigen oder nur schwach gezähnten Kelchblätter
leicht zu unterscheiden.
Verwechslung:
Leicht zu verweseln mit anderen Hartheugewächsen wie:
Behaartes Johanniskraut (Hypericum hirsutum), Geflügeltes Johanniskraut
(Hypericum tetrapterum), Geflecktes Johanniskraut (Hypericum maculatum)
Senecio-Arten (Greiskraut-Arten)-
sehr stark giftig. Unterscheidung durch die punktierten
Blätter, die beim Zerreiben färbenden Blüten und den 2-kantigen Stengel der innen markig gefüllt und nicht hohl ist. Die Kelchblätter sind spitz, siehe Vergleichsfoto.
Blütezeit:
Juni - Septembe
Vorkommen:
Trockene Wiesen, Weg- und Waldränder, Heidegebiete, Bahndämme
und Brachäcker
Verbreitung:
Im Norden bis Mittelskandinavien und zur Kalerischen Halbinsel, im
Osten bis zum Altai und China. Im Süden kommt es sogar bis Nordafrika
vor. In Australien, Nord- und Südamerika wurde es durch den Menschen
eingeschleppt.
Sammelgut:
Kraut (Hyperici herby)
Blüten (Hyperici flores)
Sammelzeit:
Juli - August
Sammelvorschrift:
Gesammelt wird, zu Beginn der Blütezeit. Das Kraut wird abgeschnitten
und in Bündeln auf einer Schnur aufgereiht und so getrocknet. Die
Droge hat einen leicht aromatischen Geruch und einen bitteren, schwach
zusammenziehenden Geschmack. Blüten werden frisch zu Öl verarbeitet.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern.
Inhaltsstoffe:
Bis zu 1% ätherisches Öl, ca 10% Catchinerbstoffe, Harz,
0,1% Hypericin (rot-fluoreszierendes Pigment) und Pseudohypericin,
Flavonoide mit Hyperosid, Gerbstoffe, antibiotisch wirksame Verbindungen Hyperforin,
Phenolcarbonsäuren. Die Toxizität bleibt zu ca. 20% auch im Dürrfutter
erhalten.
Anwendung:
Eigenschaften: wundheilend, entzündungshemmend, harn- und galletreibend, blutverbessernd, stimmungsaufhellend, embryoabstoßend, leberanregend
Kommission E: Innerlich: Psychovegetative Störungen, depressive Verstimmungsängste, Angst und/oder nervöse Unruhe. Ölige Hypericumzubereitungen bei dyspeptischen Beschwerden. Äußerlich: Ölige Hypericumzubereitungen zur Behandlung und Nachbehandlung von scharfen und stumpfen Verletzungen, Myalgien und Verbrennungen 1. Grades.
Die Volksheilkunde:
Johanniskraut verbessert die Lichtaufnahme, was zu einer Stimmungsaufhellung, aber gleichzeitig auch anfällig für Lichterkrankungen macht. Man sollte es also auf keinen Fall überdosieren und sich in der Zeit der Anwendung, egal ob innerlich oder äußerlich, nicht ins Solarium oder sich nicht stark der Sonne aussetzen.
Johanniskrauttee wird allgemein
gegen nervöse Erschöpfung, Abgespanntheit und Ruhelosigkeit,
Wechselbeschwerden, Bettnässen auf Grund von seelischen Verstimmungen, gegen Reizungen und Schwellungen angewendet.
Bei leichten(!) Depressionen, Nervosität und Rheuma.
Maximal 3 Tassen Tee am Tag einnehmen.
Alternativ kann man eine Tinktur wie folgt zubereiten:
Johanniskraut in eine Flasche füllen und mit reichlich hochprozentigem Alkohol (38 - 45%) aufgießen. 14 Tage stehen lassen. Maximal 3x täglich 1 Teelöffel. Diese Tinktur soll auch bei hohem Blutdruck helfen.
Äußerlich: Bei schlecht heilenden Wunden, zur Narbenpflege
oder bei Verbrennungen die entsprechenden Stellen mit Johanniskrautöl
einreiben oder betupfen. Dieses Öl, auch "Rotöl" genannt, hilft auch bei Ischiasleiden und anderen Schmerzen von Sehnen, Muskeln und Gelenken, Venenentzündung, Neuralgien und Eierstockentzündungen. Je nach Schwere der Schmerzen reibt man die betroffenen Stellen entweder mit Johanniskrautöl ein, oder man macht aus dem Öl einen Umschlag. Verspannungen lassen sich mit Rotöl ziemlich gut weg massieren. Fussmassagen mit Johanniskrautöl machen sehr weiche und schmerzfreie Füsse wenn man das öfter macht.
Das Öl kann auch innerlich gegen die gleichen Beschwerden wie der Tee eingenommen werden. 2 - 4 Teel gelten hier als maximale Tagesdosis. (Ich bevorzuge den Tee, ich bekomme einen El Öl nicht herunter). Das Öl soll aber auch Würmer treiben.
Für ein Öl füllt man eine weithalsige Flasche mit Blüten und Knospen, drückt sie etwas an und übergießt sie dann mit gutem, kaltgepresstem Olivenöl. Die Blüten sollten schwimmen können. Danach 6 - 8 Wochen in die Sonne stellen. Das Öl sollte sich rot färben. Tut es das nicht, war es entweder nicht das richtige Johanniskraut, oder es ist aus sonstigen Gründen nicht wirksam geworden. Es hat dann auf jeden Fall keine Wirkung. Kühl und dunkel lagern.
Ein weiteres Johanniskrautöl-Rezept besagt, man solle auf 100 ml Öl 30g Kraut geben und 10g Weißwein hinzu geben, danach nur 15 Tage in die Sonne stellen. Auch dieses Öl wird nach dem Abfüllen dunkel aufbewahrt.
Johanniskraut für die Schönheit:
Getrocknetes Johanniskraut zu Pulver verreiben und mit wenig heißem Wasser zu einem Brei verarbeiten. Das in den Haaren verteilen und eine halbe Stunde wirken lassen. Mit warmem Wasser ausspülen. Das Haar soll davon einen intensiveren Farbton mit leichtem Rotstich bekommen. (Anmerkung: Das habe ich noch nicht ausprobiert, also keine Gewähr!)
Tiermedizinisch:
Johanniskraut wird äußerlich meist als Öl, seltener als Umschlag, bei Verbrennungen und Wunden, aber auch bei Geschwüren angewendet. Wegen der Phototoxischen Nebenwirkungen sollte man die Tiere nicht auf die Weide lassen. Innerlich bekommen große Wiederkäuer 20 - 60 g Kraut maximal, Hunde 0.5 - 1g und Katzen gar kein Johanniskraut in Form von Tee gegen Magenprobleme oder Depressionen.
Johanniskraut darf derzeit in der EU nicht bei Tieren angewendet werden, die der Lebensmittelgewinnung dienen. Sicherheitshalber keine Anwendung in der Schwangerschaft
Johanniskraut im eigenen Garten:
Johanniskrautsamen brauchen Frost um keimfähig zu werden. Man säht im Januar bis zeitiges Frühjahr direkt auf die Erde und bedeckt die Samen nicht, da sie Lichtkeimer sind. Man kann die Samen auch in der Wohnung vorkeimen lassen und die Pflanze später nach draussen setzen. Johanniskraut ist recht anspruchslos und wächst meiner Erfahrung nach so ziemlich überall.
Nebenwirkungen:
Aus dem Hypericin entstehen bei Lichteinwirkung auf die Haut toxische
Substanzen, die beim Menschen und bei Albinos zu Lichtempfindlichkeit und auch zur Lichtkrankheit führen dann. Dabei wird Hypericin resorbiert, in der Haut eingelagert, und
durch Lichteinfall zur Fluoreszenz angeregt. Die dadurch ausgelösten
Oxidationsprozesse führen zu Zellschädigung und Entzündung (primäre
Fotosensibilisierung). Da das Hypericin bei
diesen Prozessen nicht verändert wird, bleibt die Fotosensibilisierung
über längere Zeit bestehen. Unbedingt den Kontakt mit der prallen Sonne vermeiden!
Todesfälle wurden bei Mäusen beobachtet.
Es sind sehr viele Wechselwirkungen mit vielen Medikamenten bzw deren
Inhaltsstoffen bekannt, weshalb Johanniskraut auch apothekenpflichtig wurde. Vor der Einnahme von Johanniskraut sollte
jeder der Medikamente einnimmt, dies mit seinem Arzt besprechen, denn Johanniskraut bewirkt vermutlich durch seine Leberanregung, dass einige Inhaltsstoffe anderer Medikamente ungenutzt ausgespült werden.
Vorsicht also vor ungewollter Schwangerschaft! bei Einnahme der Pille. Das sollte man kontrollieren lassen.
Nicht anwenden in der Schwangerschaft und Stillzeit. Johanniskraut kann die Gebärmutter anregen den Fötus abzustoßen.
Toxische Dosis:
Schaf: täglich 100 g frische Blätter.
Rind, Kalb: 0.5-0.6% des Körpergewichtes an frischer Pflanze.
Klinische Symptome:
Innerhalb von 1-2 Tagen Läsionen (Rötung, Ödeme, schwarze
Krusten) an unpigmentierten und dünnbehaarten Hautstellen (Augenlider,
Flotzmaul, Euter), die der Sonne ausgesetzt sind (Fotodermatitis),
Anorexie, Unruhe, manchmal Konvulsionen.
Vergiftungsfälle bei Rind, Schaf, Schwein.
Pferde (besonders empfindlich): Läsionen mit Tendenz zur Infektion,
Inappetenz, Taumeln, Koma.
Quelle unter Anderem: http://www-vetpharm.unizh.ch/perldocs/index_x.htm
Geschichtliches:
Siehe Namensentstehung weiter oben.
Schon Paracelsus lobte das Johanniskraut gegen Depressionen und zur Wundheilung. Im Mittelalter wurde Johanniskraut zu Abtreibungszwecken verwendet.
Quellen:
Alles über Heilpflanzen,
Die Kräuter in meinem Garten,
Die farbige Kräuterfibel,
Das große Buch der Heilpflanzen,
Heilpflanzen in der Kinderheilkunde,
Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen,
Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis
Gesundheit durch Heilkräuter,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
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Bild mit freundlicher Genehmigung von
Kurt Stübers
Fotos
© L. B. Schwab
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Junges Johanniskraut
Beginn der Blütezeit
Detail: Blätter
Detail: Blüte von oben
Detail: Blüte von der Seite
Detail: Kelchblätter im Vergleich
Links: perforatum, Rechts: ungeklärt
Das unterste Foto © Dagmar Tischer
Wildkräuterkunde
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