Heublumen
(Graminis Flos)
Beschreibung:
Bei Heublumen handelt es sich nicht um eine Pflanze, sondern um das
Kleinzeug, daß beim Lagern von Heu runterfällt. Vor allem
sind das kleine Pflanzenteile, Blütenteile, Samen, Spelzen und
was sonst noch alles im Heu vorkommt und im Laufe der Heulagerung nach
unten auf den Heuboden fällt.
Eine weitere Variante von Heublumen sind getrocknete Blüten quer durch die Wiese.
In beiden Fällen ist auf jeden Fall die Artenvielfalt wichtig.
Vorkommen:
Scheunen der alten Art mit losem, qualitativ hochwertigem Heu, vor allem
in Österreich und in der Schweiz. Vereinzelt auch in Deutschland
bei alten Bauern mit wenigen Tieren die noch selber heuen und Balkenmäher und keine Kreiselmäher verwenden.
Verbreitung:
Überall dort, wo Heu noch traditionell mit viel Liebe gemacht wird
und wo auf Ballen verzichtet und auf hohe Qualität Wert gelegt
wird.
Verwechslung:
Vorsicht! Nicht zu verwechseln mit
Heublumen von Heu mit Schimmelsporen oder gelblicher (ausgebrannter)
oder gräulicher (verschimmelter) Farbe. Gutes Heu riecht nach Kräutern
und ist von grüner Farbe. Muffig riechendes Heu gehört allenfalls
auf den Kompost. Die Verwendung von Heu mit Schimmelsporen ist gesundheitsschädigend,
allergieerregend und verursacht die verschiedensten Krankheiten! (Das
gilt übrigens auch für das Schlafen im Heu)
Sammelzeit:
Immer dann, wenn die Scheune relativ leer ist und wenn man sie erreichen
kann.
Sammelvorschrift:
Die Kleinteile die im Heustock am Boden liegen werden eingesammelt,
von Staub und größeren Pflanzenteile durch Sieben gereinigt
und trocken aufbewahrt
Inhaltsstoffe:
Ein bunter Mix sämtlicher Inhaltsstoffe, die auch im Heu vorhanden
sind. Je qualitativ hochwertiger das Heu, desto hochwertiger sind auch
die Heublumen
Anwendung:
Eigenschaften: wärmend
Die Kommission E: Zur lokalen Wärmetherapie bei degenerativen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.
Heublumen sind von den Inhaltsstoffen her nicht berechenbar.
Man weiß nie was drin ist, die Standorte schwanken und abhängig von der Jahreszeit ist es auch noch.
Der Volksmedizin ist das egal. Sie verwendet Heublumen schon lange und viele unserer Großeltern die
auf dem Land groß geworden sind, kennen das Heublumenbad noch
allzu gut.
Angewendet werden Heublumen gegen Blasenprobleme
(Sitzbad, 15 - 30 Min), Blinddarmschmerzen
(warme Heublumenauflagen)(nur bis der Arzt kommt!), Blähungen
(heiße Heublumenauflagen), eiternde Wunden
(Teilbäder), Erkältungen
(Dampfbad, Wickel oder Vollbad), Frauenleiden
(Sitzbad, bei Krämpfen Wickel), Hautausschläge
(Waschungen oder Teilbäder), Nervenschmerzen
(Vollbäder), Neuralgien (Vollbäder),
Hexenschuss (Wickel oder Auflagen),
Rheuma (Wickel oder Auflagen),
Nesselfieber (Wickel), Schüttelfrost
(Vollbäder oder Wickel), Rückenschmerzen
(Wickel oder Auflagen), Unterleibsschmerzen
(Auflagen)und gegen Blähungen
(Aulfagen und Kamillentee). Mit Sicherheit habe ich noch was vergessen.
Heublumenbad:
Bei Erkältungen oder wenn Erkältung drohte, wenn man
im Winter in kaltes Wasser gefallen war oder wenn man völlig durchnäßt
oder durchgefrohren nach Hause kam, aber auch bei rheumatischen Beschwerden,
wurde die Badewanne mit warmen Wasser gefüllt und 500 - 2000 g
Heublumen in einen Topf mit 5 Litern kaltem Wasser gefüllt und
ganz kurz zum Sieden erhitzt. Danach ließ man es 15 Minuten lang
ziehen und gab das Ganze dem Badewasser bei. Gebadet wird etwa 10 -
15 Minuten lang. Den Landkindern wurde damals gebietsweise noch eine
besondere Prozedur zuteil: Man setzte sie in die Wanne die so warm wie
möglich war und kippte nach und nach heißes Wasser zu. Nach
der Badezeit wurden sie fest in Laken gewickelt (Hände auch mit
drin) und ins Bett gepackt. Ich selber kenne das Heublumenbad nicht
mehr, aber viele der älteren Menschen in meinem Umfeld die auf
dem Lande groß wurden, kennen das Heublumenbad noch zu gut, haben
es als Kinder gehasst und bemerken gleichzeitig, daß es immer
geholfen hat. Ob man das Bad so extrem heiß macht oder nicht:
Auf jeden Fall sollte man unbedingt ins warme Bett gehen und es nötigenfalls
auch vorwärmen. Geht man nach so einem Voll-, Teil- oder Dampfbad
ins Freie, wird man mit Sicherheit erst richtig krank.
Teilbäder
Macht man wie das Heublumenbad, nur mit weniger Heublumen und weniger
Wasser. Also für ein Sitzbad sollten 500 g Heublumen reichen.
Dampfbad
Heublumen zubereiten wie für das Heublumenbad, dann in ein Gefäß
geben, die Füße hineinstellen und sich dann, zusammen mit
Stuhl, Kopf und Schüssel unter eine Decke begeben. Man muss ganz
eingepackt sein und natürlich nackt, sonst klappt das nicht. Am
Besten ist, wenn man einen Deckel über die Schüssel macht
und erst öffnet, wenn man schon gut verpackt unter den Decken ist.
Noch besser ist, wenn man einen Schrubberstiel mit unter die Decke nimmt,
dann kann man nach oben hin etwas mehr Luft verschaffen und hat etwas
mehr Platz. Hier bleibt man 15 Minuten und geht danach nach Möglichkeit
ins Bett. Auf jeden Fall sollte man nicht rausgehen und sich warm anziehen.
Heublumenwickel 1. Variante:
Etwa 1 kg Heublumen werden mit 3 - 6 Litern kaltem Wasser übergossen
und kurz aufgekocht und dann 15 Minuten lassen. Danach abseihen und
ein vorgewärmtes Leintuch 10 Minuten lang in die Flüssigkeit
tauchen. Es soll auf jeden Fall warm bleiben! Leintuch schnell auswringen
und dann von den Füßen bis unter die Achseln eng an den Körper
wickeln. Statt einem Leintuch, kann man auch ein altes Nachthemd nehmen.
Über das Ganze kommt jetzt ein trockenes, warmes Leintuch und darüber
eine vorgewärmte Decke oder ein Wolltuch. Jetzt bis oben hin gut
zugedeckt unter die Bettdecke und 2 Stunden liegen bleiben. Schläft
man ein, kann es auch länger drauf bleiben.
Heublumenwickel 2. Variante
Heublumen in ein Leinensäckchen geben und in einen Topf mit kaltem
Wasser tauchen und weiter verfahren wie unter der ersten Variante. Diese
Variante löst aber nicht alle Inhaltsstoffe, weil die Heublumen
gedrückt sind. Frei schwimmend ist besser
Umschläge:
Macht man wie die Wickel, nur mit Mullbinden oder Leintuchstreifen und
auch nicht am ganzen Körper, sondern nur lokal an den betreffenden
Stellen. Noch besser ist, man gibt die ausgekochten Heublumen zum Beispiel
in ein altes Geschirrhandtuch, schlägt sie ein und wickelt sie
mit einer Binde um die betreffenden Stellen. Alle 1 - 2 Stunden wird
das erneuert - mit frischen Heublumen.
Heublumentee:
Heublumentee wirkt krampflösend und schmerzstillend, hantreibend,
schleimlösend und schweißtreibend. Man gibt ihn mehr zusätzlich
als ausschließlich. Hierfür nimmt man 2 Eßl. Heublumen
auf 1/4 Liter kaltes Wasser (oder etwas mehr Wasser), bringt kurz zum
Sieden, lässt 10 Minuten ziehen und seiht dann ab.
Besondere Anwendungen:
Die Beigabe von Ringelblume oder Kamille steigert die entzündungshemmende
Wirkung.
Die Beigabe von Schafgarbe im Sitzbad steigert die Wirkung bei Frauenleiden
Die Beigabe von Lindenblüten im Tee steigert die schweißtreibende
Wirkung
Die Beigabe von Fichte oder Wacholder (gesondert 1 - 2 Minuten kochen),
steigert die Wirkung bei rheumatischen Beschwerden.
In der Schweiz werden Heublumen entweder säckeweise verkauft, oder
man mischt sie mit der Jauche oder mit dem Mist und bringt sie wieder
auf die Wiese, damit die darin enthaltenen Samen wieder wachsen können.
Dafür hat man Kachelöfen mit integrierter Sitzbank auf dem
Land. Hier dürfen die Kinder dann, statt nach einem Heublumenbad
ins Bett zu gehen, in Tücher gewickelt sitzen bleiben bis die Mutter
sie wieder runter holt, was schon mal so 2 - 3 Stunden dauern kann.
Heublumen als Räucherkraut:
Mit Genehmigung des Verfassers:Räucherwerkstatt
Bei den Heublumen, da bevorzuge ich die Blüten, die ich dann fein geschnitten verräuchere
oder meinen Räuchermischungen beigebe. Diese Blumen, die in so einem fruchtbaren Umfeld aufwachsen
wurden früher auch speziell bei Fruchtbarkeitsriten verräuchert.
Für mich symbolisieren sie auch die mineralisierte Kraft der Sonne, die ihren Weg durch das Erdreich
in diese Pflanzen genommen hat. Und diese Kraft verwende ich so oft als möglich.
Für sich alleine verräuchert umziehen sie bald unsere Nase mit einem krautig-würzigen Duft. Und dabei sorgt der Rauch dafür, dass wir entspannen, zur Ruhe finden und wenn uns der Dämon der Nacht – die Schlaflosigkeit aufgesucht hat – so wird auch dieser vertrieben.
Hier kann man über Heublumen als Räucherkraut mit Synergy (Walter)
von der Räucherwerkstatt diskutieren.
Anwendung in der Tiermedizin
Früher wurden Heublumen sehr oft mit Erfolg in der Tiermedizin
angewendet. Man machte Umschläge bei Verletzungen
und Ausschlägen, Leibschmerzen,
Blähungen und Knochenproblemen
und behandelte die Tiere damit erfolgreich.
Nebenwirkungen:
Allergische Reaktionen sind möglich, aber sonst sind keine
Nebenwirkungen bekannt. Vor allem sollte man es lassen, wenn man Heuschnupfen oder Allergien auf
Pflanzen hat. Es kann einfach alles mit drin sein.
Geschichtliches:
Mir momentan noch nicht bekannt, ausser, dass Anfang 20.Jahrhundert
das Heublumenbad auf dem Land noch völlig alltäglich bei der
Behandlung vieler Krankheiten war. Erst in den 50er und 60er Jahren
ging dieses Wissen in Deutschland immer mehr und mehr verloren und gleichzeitig
auch das Wissen um gutes Heu.
Quellen:
Die Kräuter in meinem Garten,
Das große Buch der Heilpflanzen,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Kräuterreiche Weide, Österreich, Oktober 2011



Fotos: © H. Schwab bzw L. B. Schwab
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