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Einheimische Kräuter, Kräuterrezepte,
Wildgemüse und ein Stück Natur

 

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Kräuter sind in der Apotheke oder im Kräuterladen erhältlich. Wir weisen darauf hin, dass wir keine Kräuter verkaufen sondern sie lediglich beschreiben, um den Zusammenhang zwischen Kräuterweiden und Rohmilchkäse oder der Gesundheit von Kühen zu zeigen.

Melisse - Zitronenmelisse

(Melissa officinalis L.)

Synonyme:
Bienenkraut, Citronelle, Englische Melisse, Frauenkraut, Gartenmelisse, Herzkraut, Herztrost, Honigblume, Immechrut, Mutterkraut, Zitronenkraut, Zitronenmelisse

Familie:
Lippenblütler (Lamiaceae)

Namensentstehung:
Der lateinische Name "Melissa" ist eine mittelalterliche Neubildung aus dem griechischen melisso-phýllon "Bienenblatt", weil Melisse wegen ihres Nektarreichtums eine geschätzte Trachtpflanze ist. Dieser Name ist mit lateinisch mel "Honig" und auch mit Marmelade verwandt.

Beschreibung:
Der stark verästelte, ausdauernde Wurzelstock treibt eine bis zu 80 cm hohe Staude aus zahlreichen aufrechten, stark verästelten Stengeln, die entfernt stehende Blätter tragen. Die zu blattachselständigen Scheinquirlen zusammengedrängten, abstehenden oder etwas nickenden Blüten sind bläulich bis weißgelblich. Die Pflanze hat einen zitronenähnlichen Geruch.

Verwechslung:
Verwechslungen mit der Zitronenkatzenminze kommen häufiger vor.

Blütezeit:
Juni - August

Vorkommen:
Die Zitronenmelisse wird oft in Gewürzgärten kultiviert und feldmäßig angebaut. Sie wächst auch an Waldrändern, in Hecken, an Zäunen, Mauern, in Weinbergen und auf Schutt. In Gebirgslagen ist sie häufig vollkommen eingebürgert und verwildert.

Verbreitung:
Die seit altersher bekannte Bienenfutter-, Gewürz- und Heilpflanze stammt aus dem Orient. Ursprünglich war sie wahrscheinlich von östlichen Mittelmeergebiet über den Kaukasus, den Iran bis nach Südwestsibirien verbreitet. In den Alpenländern ist sie wohl nur eingebürgert. Außer in Europa und im gemäßigten Asien wird sie heute auch in Nordamerika häufig angebaut.

Sammelgut:
Blätter (Folia Melissae)

Sammelzeit:
Juni bis August

Sammelvorschrift:
Vor der Blüte werden die Triebe ungefähr 10 cm über dem Erdboden abgeschnitten und die Blätter abgestreift. Man trocknet sie möglichst rasch bei Warmluft bis zu 40°C, wobei sie öfter gewendet wird. (Gemeint ist hier warme Umgebungsluft und nicht der Umluftherd) Blätter von blühenden Pflanzen sind nicht zu sammeln, weil sich während der Blütezeit die Wirkstoffe der Pflanze verändern. Die Droge riecht zitronenartig und hat einen schwach zitronenartigen, leicht würzigen Geschmack. Während der Blütezeit geht von der Pflanze ein unangenehmer Geruch aus.

Zu den Hinweisen zum Sammeln und Trocknen von Kräutern.

Inhaltsstoffe:
Melissenblätter enthalten nicht mehr als 0.1% ätherisches Öl, das von komplexer und variabler Zusammensetzung ist. Bisher wurden über 50 Aromakomponenten identifiziert, worunter Citronellal (und zwar das (R)-Enantiomer, siehe auch Kaffernlimette), ß-Caryophyllen, Nereal, Geranial, Citronellol und Geraniol mit zusammen etwa 70% die wichtigsten sind. Melissenöl ist dem des Zitronengrases recht ähnlich, kann aber durch ein typisches Muster an chiralen Verbindungen unterschieden werden; so dient das Vorkommen von enantiomerenreinem (+)-(R)-Methylcitronellat als Indikator für echtes Melissenöl. Die beiden Öle können auch durch genaue Messung des 13-C-Gehaltes (isotope ratio mass spectrometry, IRMS) unterschieden werden.
(Pharmazie, 50, 60, 1995)

Anwendung:
Innerlich als Tee angewendet wirkt Melisse beruhigend und entspannend, nervenstärkend, krampflösend, gallensaftfördernd, schmerzstillend, narbenrückbildend, und findet Anwendung bei Unruhezuständen, Schlafstörungen, Schulstress, Erkältungskrankheiten, Neuralgien, Migräne, Hüftschmerzen, Herzbeschwerden, Magen- und Darmbeschwerden, Blähungen, Ohrenschmerzen, Menstruationsbeschwerden, unregelmäßiger Menstruation, Schwangerschaftserbrechen . Man trink morgens nüchtern, und abends vor dem Schlafengehen jeweils eine Tasse Melissentee.

Äußerlich wirkt Melisse zum Beispiel als Melissengeist gegen Zahnschmerzen, Lippenbläschen, Rheumatismus, hautabschwellend sowie bakterien- und pilzhemmend.

Auszüge aus Melisse zeigen antibakterielle Wirkungen. Eine Hemmwirkung von Melissenöl bei 36 von 43 untersuchten Bakterienstämmen konnte nachgewiesen werden. Die Gerbstoffe entfalten eine bakterienhemmende Wirkung. Eine Wirkung auf Herpes simplex ist nachgewiesen. Rosmarinsäure entfaltet antivirale, antimikrobielle, entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen. Melissenöl kann man selber herstellen, sollte es dann aber nicht mehr verdünnen. 10%iges Melissenöl kauft man in der Apotheke.

In Mitteleuropa aromatisiert man süße Getränke manchmal mit frischen Melissenblättern, die sich ganz allgemein als leicht extravagant schmeckende Dekoration eignen. Sie werden besonders zu Fisch, Geflügel und Salaten empfohlen. Man kann allen Speisen die mit Zitronensaft gesäuert werden, Melissenblätter zur Verstärkung des Zitronengeschmackes zuzusetzen. Hierfür sollte man frische Blätter verwenden.

Zitronenmelisse paßt auch sehr gut zu verschiedenen Obstsorten, vor allem Äpfeln. Oft würzt man mit ihr apfelhaltige Desserts. Auch andere Zubereitungen aus Früchten kann man mit Melisse verfeinern. Kräuteressig, der ja meistens aus Apfelessig hergestellt wird, kann ebenfalls von Melissenzugabe profitieren.

Nebenwirkungen:
Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind keine Nebenwirkungen und Risiken bekannt.

Geschichtliches:
Schon die alten Griechen kannten die Heilkraft der Melisse und auch den Römern war sie bekannt. 23-79 n. Chr. wurde die Melisse als Heilmittel gegen allgemein nervös bedingte Beschwerden empfohlen.

 

 

Zeichnung einer Melisse

Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)

Bei Klick auf das Bild sehen Sie das Bild in einer Grösse von 1000 Pixeln Breite
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Zeichnung einer Melisse

Bilder mit freundlicher Genehmigung von
Kurt Stübers




Foto: © L. B. Schwab

Ganze Pflanze
Foto einer Zitronenmelisse

Blüte
Foto der Blüten





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© L. B. Schwab