Berberitze / Sauerdorn
(Berberis vulgaris L.) Nebenwirkungen und Giftigkeit
beachten! (Früchte ungiftig)
Synonyme:
Beißelbeere, Berbesbeere, Berberinnen, Bettlerdorn, Bubenstrauch,
Dreidorn, Ebsichdorn, Essigflaschl, Essigscharl, Erbseldorn, Erblichdorn,
Gelbhagedorn, Kuckucksbrot, Reifbeere, Reselbeere, Rhababerbeere, Sauerdorn,
Sperberbeere, Spießdorn, Spitzbeerli, Spitzbeere, Weinnäglein,
Weinschärlein, Wünschlingsdorn, Zitzterlstrauch
Familie:
Berberitzengewächse (Berberidaceae)
Namensentstehung:
Der Name "Sauerdorn" bezieht sich auf den sauren Geschmack
der Früchte und die Dornen des Strauches. Man sagt der Pflanze
nach aus dem Land der Berber zu kommen, daher der Namen "Berberis"
oder "Berberitze".
Beschreibung:
Es gibt etwa 450 Arten der Berberis, von denen einige Arten immergrün
sind. Berberis vulgaris wechselt ihr Laub und hat im Herbst eine sehr
farbenprächtige Laubfärbung. Die Berberitze gehört zu
den Sträuchern und wird bis zu 3 m hoch. Sie hat 1 - 2 cm lange,
starke, gelblich graue Dornen, die unten dreigeteilt und oben einfach
und gerade sind. Aus ihren Achseln wachsen die gesägten, verkehrt
eiförmigen, gelbgrünen Blätter in Büscheln. Die
reingelben Blüten riechen sehr stark, fast unangenehm und wachsen
in hängenden Trauben, die etwa 5 cm lang werden. Sie entwickeln
nach der Bestäubung längliche hellrote bis Scharlachrote Beeren.
Die Wurzel ist gelb, der Stamm gerillt und in der Jugend rötlich,
wird später dann schmutzig-gelb bis grau.
Verwechslung:
Thunbergs Berberitze (Berberis thunbergii). Unterscheidung: Blätter nur 1 - 2 cm lang und fast
ganzrandig. 2 - 4 Früchte beieinander. Diese Früchte sind giftig!
Blütezeit:
Mai - Juni
Vorkommen:
Lichte Wälder, Waldränder, Gärten, Hecken, sonnige Hügel,
Hänge
Verbreitung:
Europa bis zum Kaukasus
Sammelgut:
Früchte (Berberis fructus)
Blüten
Blätter (Berberis folium)
Rinde der Wurzel (Berberis radicis cortex)
Rinde der Zweige
Sammelzeit:
Früchte: September - Oktober
Wurzeln (Rinde): März - April
Zweige (Rinde): März - April
Blüten und Blätter: Juni
Sammelvorschrift:
Die Rinde der Zweige und Wurzeln wird durch Schälen gesammelt,
gereinigt und am Besten in einer Trocknungsanlage von nicht über
40°C getrocknet.
Die Beeren werden zur Reifezeit gesammelt und verarbeitet, oder ausgebreitet
an einem luftigen Ort nicht über 40°C getrocknet. Unausgereifte
Früchte enthalten wie der Rest der Pflanze giftige Alkaloide.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern
Inhaltsstoffe:
Früchte enthalten:
Apfelsäure, Zitronensäure, Weinsteinsäure, Zucker, Vitamin
C, Pektine, Schleimstoffe, Farbstoffe (ungiftig)
Blätter, Wurzelrinde:
Alkaloide, wie Berberin, Oxyberberin, Berbamin, Jatorrhizin und andere,
Gerbstoffe, Harz, Wachs (giftig)
Anwendung:
Eigenschaften: ausscheidend, harnsäurewirksam, augenwirksam, reinigend
Die Berberitze hat eine entwässernde und ausscheidende
Wirkung und wurde früher gegen Fieber und zur Behandlung
von Magen-, Leber- und Herzleiden, zur Blutstillung
bei Nachblutungen durch Geburten, Gallen- und Steinleiden
verwendet. Sie soll blutdrucksenkend wirken. Hierfür gebrauchte
man die Rinde von den Zweigen und die Früchte. Eine Wirkung gegen
Krebs wurde inzwischen nachgewiesen. Berberitze wurde auch zur
Entwöhnung von Opium- oder Morphiumsucht eingesetzt,
sollte aber streng ärztlich kontrolliert werden. Bei allen Anwendungen
der Berberitze ist dringend darauf zu achten Absprachen mit dem Arzt
zu treffen, denn eine falsche Diagnose und Anwendung kann
zu mehr Schaden als Nutzen führen.
Für einen Tee aus Blättern, Blüten oder Rinden werden
1 - 2 Teelöffel der Droge mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergossen,
5 Minuten ziehen gelassen und davon 1 - 2 Tassen pro Tag getrunken. Nicht mehr trinken, siehe Nebenwirkungen!
Für eine Berberitzen-Tinktur gibt man 100g Berberitzenrinde auf
400g Weingeist von 68%, verschließt das Glas und stellt es für
14 Tage in die Sonne oder an den Herd. Die Themperatur sollte etwa 20°C
betragen. Dann wird gefiltert. Bei Gelbsucht und Leberleiden
nehmen Erwachsene 15 - 20 Tropfen alle 2 Stunden, Kinder bekommen 3-stündlich
5 - 8 Tropfen.
Früchte eignen sich hervorragend zur Geschmacksverbesserung
von Sirups. Sie wirken leicht abführend und regen den Appetit
von Kindern an die schlecht essen. Sie wirken gegen Skorbut,
Lungen-, Leber- und Darmerkrankungen und sind wegen
der Ungiftigkeit für die Selbstmedizin auf jeden Fall einem Tee
aus anderen Pflanzenteilen vorzuziehen. Der Frischsaft eignet sich auch
zur Pinselung des Zahnfleisches und bewirkt durch Stärkung
das Festwerden wackeliger Zähne und das Abklingen von Zahnfleischbluten.
Ausserdem soll er gegen Kopfschmerzen helfen.
Äußerlich wird der Tee aus der Berberitze bei Gerstenkorn und Liedrandentzündung verwendet. Hierfür
macht man Umschläge, die man aufs Auge legt und 10 - 15 Minuten auf dem Auge liegen lässt. Für Waschungen des
Auges den Tee sehr sorgfältig durch einen Kaffeefilter (möglichst doppelt) filtern, damit keine kleinen Partikel
mehr in der Flüssigkeit sind, die das Auge reizen könnten.
Von Weidevieh wird der Strauch gemieden und eignet sich somit hervorragend
zum Einzäunen von Weiden, allerdings ist er auch Überträger
des Getreiderostpilzes und sollte von daher nicht neben Getreidefelder
gepflanzt werden.
Berberitze in der Küche
Die Früchte kann man mit etwas Wasser aufkochen und mit Zugabe
von Zucker entweder zu Marmelade oder zu Sirup einkochen. Marmelade macht man am besten mit Gelierzucker
nach Angabe auf der Packung.
Man kann aber auch einen Frischsaft pressen und mit etwas Alkohol haltbar machen.
Berberitzensaft stellt man wie folgt her:
Reife Beeren zerstoßen, an einem kühlen Ort einige Tage stehen
lassen und dann auspressen. Den gepressten Saft stehen lassen. Unreinheiten
setzen sich nach unten ab, mit dem oberen Saft arbeitet man weiter.
Auf 10 g Saft kommen 16 g Zucker, kocht kurz auf und seiht durch.
Dieser Saft schmeckt sauer und soll fiebersenkend wirken. Heilwirkung
wie oben angegeben. Er eignet sich aber auch als erfrischende Zutat
für selbstgemachte Limonaden.
Eine andere Art Berberitzen haltbar zu machen ist, sie zu sammeln und
ohne Stiele zu pressen, Der Saft wird wie oben stehen gelassen damit
sich die Unreinheiten absetzen können. Dann wird der Saft in Flaschen
gefüllt und offen 14 Tage lang zum Ausgären an die Sonne gestellt.
Danach werden sie verkorkt und kühl aufbewahrt. Eignet sich als
Ersatz von Zitronen für alle Gerichte bei denen auch Zitronensaft
verwendet wird, ausser zu Fisch.
Berberitze homöopathisch:
In der Homöopathie wird die Berberitze bei Gallenkoliken,
Gallenblasenentzündungen, Gelbsucht, Hämorrhoiden,
Nierenleiden mit Koliken und Blutungen, Nierenbeckenentzündungen
und Rheumatismus der Gelenke eingesetzt, vor allem wenn die Leiden
chronisch sind. Zur Herstellung homöopathischer Mittel wird die Rinde ober- und unterirdischer Teile
der Pflanze verwendet.
Nebenwirkungen:
Stärkere Dosen aller Pflanzenteile, ausgenommen der Frucht, verursachen
Rauschzustände, Erbrechen, Durchfall und bei sehr hoher Dosierung
Lähmung des Atemzentrums. Die höchste Konzentration von Alkaloiden
befindet sich in der Rinde der Wurzel.
Von der Verwendung anderer Berberitzenarten muß eindringlich gewarnt
werden, denn andere Arten als B. vulgaris enthalten auch in den reifen
Früchten Alkaloide.
Geschichtliches:
Die gelbe Farbe wurde früher als göttliches Zeichen für
Heilung angesehen.
Quellen:
Das große Buch der Heilpflanzen,
Gesundheit durch Heilkräuter,
Giftpflanzen Pflanzengifte,
Gesundheit und Kraft durch Kräutergold,
Das große Kräuterbuch der Gesundheit,
Kräuterbuch,
Heilpflanzen gestern und heute,
Dumont's große Kräuterenzyklopädie,
Was blüht denn da?,
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
Bild mit freundlicher Genehmigung von Kurt
Stübers
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