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Schnecke "Charlie" oder wie ich versuchte sie zu bändigen [2]

11 Lotti

Die späte Runde lässt all meine Hoffnungen im Keim ersticken. Ich zücke wieder meine Schere und bin mir sicher: Wenn es einen Schneckengott gibt, dann ist er auf keinen Fall gnädig mit mir. Diesmal hat sich die Anzahl der Schnecken mit Häusern mehr als verzehnfacht und die Nacktschnecken freuen sich über Nachwuchs, der mit der Größe einer großen Fichtennadel gesegnet, kaum sichtbar die Beete zerfrisst. So weit kommt es noch, dass ich mit der Lupe durch den Garten robbe und die Schere zücke... Die Häuschenschnecken pfeffer ich gekonnt auf die Pferdeweide, in der müden Hoffnung sie mögen für den Rückweg mehr als 30 Minuten brauchen und sich dabei eventuell verlaufen. "Du wirst doch keine Schnecke mit Haus zerschnippeln?" Nein, diesmal siegt mein Gewissen. Das geht mir dann doch zu weit. Aber tatenlos zusehen? Ich hoffe die hübschen Tierchen suchen sich einen anderen Ort zum Wohlfühlen, denn auch die Fichtenzapfen sind, schön aufgeweicht und rutschig vom Regen, kein Hindernis mehr für die Schnecken. Es ist zum Haare raufen....

Fortsetzung folgt

19.07.2007 22:15 | geändert: 20.07.2007 00:06

12 Lotti

Freitag

Heute gieße ich den Garten nicht, es hat gestern genug geregnet. Also gehe ich auch erst etwas später in den Garten und wie durch ein Wunder ist prompt auch nur eine Schnecke in Sicht. Die aber frisst sich putzmunter durch irgendwas, was sich gerade entschieden hat zu keimen. Ich hoffe es ist nur ein Löwenzahn und bringe die Schnecke routiniert zur Strecke. Ich überlege mir mein 4. Versuchsfeld vielleicht mit einem Schneckentanz oder einer Schnecken-Beschwörungsformel zu versehen, vielleicht hilft das ja? Aber noch ist mein Beet nicht fertig, ich habe es bisher nur umgegraben und es ist noch voll von Gras und Löwenzahn. Das muss natürlich vorher noch raus. Wobei ich schon ernsthaft darüber nachdenke den Löwenzahn weiter auf den Beeten wachsen zu lassen, denn er bekommt den Schnecken scheinbar ganz gut. Wenn ich jetzt Löwenzahn zwischen den Salat setze, ob die Schnecken lieber den nehmen? Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt....

Ein Blick auf meine keimende Salatrauke sagt mir, dass ich es mit dem Saatgut doch etwas gut gemeint habe. Man könnte es glatt mit meinem Kressestreifen verwechseln. "He, Charlie, sag mal deinen Kumpels dass es Salatrauke gibt und dass sie dafür die Pflanzen stehen lassen sollen, von denen ich nur wenig gesät habe." Überhaupt frag ich mich wo denn mein Mangold bleibt.

Fortsetzung folgt

20.07.2007 16:38 | geändert: 20.07.2007 16:38

13 Lotti

Die Tage vergingen, die Schnecken hielten sich in Grenzen und ich nahm meine Schere immer seltener mit in den Garten. Dafür funktionierte ich die kleine Blumenschaufel zum Mordinstrument um, indem ich mit einem gekonnten Kantenschlag mal hier eine und mal dort eine Schnecke halbierte. Nebenbei erfuhr ich, dass ich mit meinem Garten ein paar Meter weiter ziehen muss, dahin, wo jetzt die Nachbarn ihren Kürbis untergebracht haben. Wie gut dass ich mit meiner Kräuterspirale noch nicht so weit gekommen bin.

Mittwoch

Ich beziehe also meine neuen Beete und beginne damit am Rand entlang Fichtenzapfen einzugraben. Sicher ist sicher. Nur an einer Seite wird sich das etwas schwierig gestalten, denn dort wuchert das Pfennigkraut ins Beet und das würde ich dort gern weiter wachsen lassen. Irgendwie sieht es schön aus wie sich das Kraut über die Randsteine hinweg ausbreitet. Wie soll man begrenzen was sich nicht begrenzen lässt? Ich beginne zu verzweifeln und schiele zu meiner Schneckenjauche. Morgen ist dafür auch noch ein Tag. Mich graust's bei dem Gedanken daran.

Fortsetzung folgt

25.07.2007 22:03

14 Lotti

Donnerstag

Ich pflanze die eine oder andere Wildpflanze in meine neuen Beete und mache am Abend noch eine Runde entlang der Beete. Charlie hat zur Party geladen und da wo gerade ein Schnittsalat das Licht der Welt erblickt, hat er doch glatt das Buffet eröffnet. "Du bist doch sowas von gemein" Nein, ich bin nicht gemein, ich bin egoistisch und weigere mich meinen Salat mit den Schnecken zu teilen, so! Ich setze dem fröhlichen Treiben mit der Schere ein jähes Ende. Der Salatpflanze nutzt das allerdings nur wenig, denn dort wo mal das Herz saß, ragt jetzt ein Loch. *seufz*

Freitag

Am Morgen ziehe ich los, gieße die Beete und zerschnippel so ganz beiläufig noch einen Haufen Schnecken. Und ich dachte ich hätte jetzt etwas Ruhe - Pustekuchen! Die Schnecken durchbrechen meine Kressesäume als gäbe es sie nicht und die einzige Hürde scheint zu sein, dass sie sich schon an der Kresse satt fressen. Es ist zum Haare raufen...

Fortsetzung folgt

27.07.2007 13:15

15 Lotti

Samstag

Charlie scheint heute anderweitig beschäftigt zu sein oder er wittert den aufkommenden Regen, aber auf den Beeten tummelt sich nicht eine einzige Schnecke. Dafür schenkt mir der Nachbar jede Menge Minzen die ich gleich mal beschneide, einen Sirup aus dem Schnittwerk koche und die Pflanzen in die Erde setze. Trotz Regen gieße ich die Pflanzen an und sehe mich ein wenig auf meinen Beeten um. Einige meiner Schnittsalate entpuppen sich als Löwenzahn (mich hatte schon die dunkle Farbe der Blätter zweifeln lassen), aber 6 Pflänzchen wachsen gesund und munter gen Himmel und wenn ich genau hinsehe, könnte ich sogar schon 4 Blätter ernten. Was zum Himmel macht man mit 4 Blättern Schnittsalat? Vielleicht mit Kresse strecken? Als Entschädigung werde ich wohl eine reiche Ernte von Salatrauke zu erwarten haben und das angefressene Schnittsalatpflänzchen mit dem Schneckenloch in der Mitte, scheint sich auch wieder zu erholen. *uff*

Der Mangold kommt so langsam in die Gänge. Die Schnecken scheinen ihn nicht sonderlich zu bevorzugen, dafür sieht meine Petersilie wieder etwas arg gerupft aus. Wie gut dass ich Petersilie sowieso nicht so sehr mag, aber ich überlege mir ernsthaft mich kundig zu machen, ob man Nacktschnecken nicht auch wie Weinbergschnecken essen kann, dann bekäme das Sterben wenigstens einen positiven Aspekt. Andererseits... Ich schiebe diese Gedanken beiseite und kümmere mich um die häuslichen Belange des Lebens, besser ist das.

Fortsetzung folgt

28.07.2007 16:31

16 Lotti

Am Abend drehe ich noch einmal meine Runde. *agrrrrrrrr*, Charlie amüsiert sich köstlich auf meinen Beeten und seine Kumpels sind auch wieder mit von der Partie. Mangels Schere greife ich zum Küchenmesser und... "Du bist ein Schwein!" .... Nein, ich bin verzweifelt und schicke mein Gewissen in Urlaub. Diesmal kann ich dabei leider nicht weg gucken und schaue zu wie die Innereien der Schnecken auf die Beete quellen. Grausig! Der Gedanke an gegrillte Nacktschnecken am Spieß wird von mir schlagartig verworfen, obwohl ich im Netz einen Hinweis darauf gefunden habe, dass sie tatsächlich gegrillt essbar sein sollen. Naja, wer's braucht... Wie gut dass das Messer ein Centartikel und kein gutes Küchenmesser ist, ich werde mir wohl ein Neues besorgen müssen...

Sonntag

Heute wache ich besonders früh auf und drehe meine Runden - diesmal mit Schere, sicher ist sicher. Auf den Beeten hier ein Kumpel und da einer, aber im Großen und Ganzen hält es sich in Grenzen - dachte ich. Ein Kontrollblick zu meinem frisch gekauften und eingesetzten Schnittlauch lässt mich erstarren. Ganze 4 Kumpels tummeln sich fröhlich im Schnittlauch! Ja gibt es denn gar nichts was Nacktschnecken verschmähen außer meiner Minze? Ich begebe mich also mal wieder mit meiner Schere ans Werk und weil es heute regnet, drehe ich im Laufe des Tages noch öfter meine Runde.

Fortsetzung folgt

29.07.2007 12:02

17 Lotti

Donnerstag

Heute stehe ich zu spät für die Schnecken auf, denn als mein Blick den Garten streift, finde ich keine einzige mehr, wohl aber jede Menge Löwenzahn, Gräser und andere nicht gesäte Lebensformen als eindeutiger Beweis dafür, dass Leben auf diesen Beeten auch in anderer Form als der von Kresse und Rauke möglich ist. Ich erwische mich bei dem Gedanken dass mir die Schnecken inzwischen schon zu fehlen beginnen. Ich suche also intensiver. Irgendwo müssen die Schnecken ja sein wenn sie nicht gerade auf den Beeten fressen, aber ich komme zu keiner Lösung, denn Bretter unter denen sie schlafen könnten, gibt es nicht. Mir fällt ein abgestandenes Bier in die Hände und ich entschließe mich endlich das zu tun, was ich schon lange tun wollte: Ich baue eine Schneckenfalle. Dafür grabe ich einen Becher voll Bier in die Erde, stelle an eine Seite 2 Steine und lege einen großen Stein quer drüber, damit das Bier bei Regen nicht verwässert. Mal sehen was passiert.

Am Abend ziehe ich nochmal los und schaue zu wie Charlie seine Artgenossen zusammentrommelt. Also doch! Ich zücke meine Schere und komme auf 20 Schnecken in 15 Minuten. So langsam wird mein Blick geübter und meine Mörderseele ist befriedigt. Ich wusste dass du im Grunde deiner Seele ein Schwein bist. Ich weigere mich meinem Gewissen recht zu geben und bemerke: Die Schnecken ziehen nicht geschlossen los sich in meiner Bierfalle zu ertränken, sondern sie wandern wie immer in alle Richtungen. *seufz* Mein Blick streift den Eimer mit der Schneckenjauche. Morgen nehme ich das in Angriff, ganz bestimmt! Denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt...

Fortsetzung folgt

02.08.2007 20:23

18 Lotti

Freitag

Ich drehe wieder meine Runden und finde wieder ein paar Schnecken.


Viele sind es nicht, aber vermutlich bin ich heute auch einfach wieder etwas spät dran, wobei sich langsam der Gedanke in mir verfestigt, dass auf meinen Beeten auch nicht viel anderes wächst als auf der Wiese und die Schnecken clever genug sind sich in geschützteren Gefilden satt zu fressen. Man soll immer das Positive sehen....

Mein Kontrollblick gilt heute auch der Bierfalle. Stolzes Ergebnis: Zwei Schnecken haben ihre Nase zu tief in den Bierbecher gesteckt und sind kopfüber ertrunken! Zwei Schnecken? In mir kommen Zweifel auf....
Zumindest hat mein Witterungsschutz prima funktioniert, denn das Bier hat sich trotz Regen und Wind in dieser Nacht nicht verdünnt. Dafür hatte ich ja gestern einen Becher mit Bier gefüllt und eingegraben, Steine positioniert um einen Stein drüber legen zu können ohne den Eingang zu versperren

Stein als Schutz drüber gelegt

Und von der Seite hat man prima Reinkriechlöcher für die Schnecken


Ob sich das mit dem Bier unter den Schnecken noch rumsprechen muss, bis sich da was tut? Ich mache mir ernsthafte Gedanken über eine Schnecken-Selbstschussanlage....

Auf dem Rückweg fällt mein Blick auf die Schneckenjauche. Jetzt oder nie, denn es ist noch früh am Morgen, da merkt man's noch nicht so. Ich nehme also einen leeren Eimer, fülle ihn 3/4 mit Wasser und trage ihn nebst Giesskanne zu meiner Jauche. Sicherheitshalber habe ich meine Nase auf Durchzug gestellt, aber meine Augen sehen eine schwarze Brühe. Damit fülle ich beherzt meinen Eimer voll und kippe das Ganze in die Giesskanne. Leider klappt das jetzt mit meinem Durchzug nicht mehr und der liebliche Geruch von Schweissfüssen in 3-Monats-Socken in Gummistiefeln schlägt mir wie eine Faust ins Gesicht. "Hähä, Strafe muss sein!" Was tut man nicht alles um ein wenig Schnittsalat und Kresse vor Schnecken zu retten? Zur Belohnung darf ich mir ein Bienchen in mein Fleißheft kleben - wie tröstlich!

Fortsetzung folgt

03.08.2007 09:04 | geändert: 03.08.2007 09:09

19 Lotti

Ich sitze am Schreibtisch und denke über das Essen am Abend nach. Frische Kräuter am Salat, das wär doch was! Schlagartig steigt mir in Gedanken der Geruch gegorener Schnecken in die Nase und lässt mich erstarren. Hatte ich nicht heute Morgen meine Kräuter mit der stinkenden Brühe übergossen? Und das soll ich jetzt bitteschön noch essen? NIEMALS!!! Ich kritzel über mein Fleissbienchen von heute Morgen und setze mir gedanklich die Narrenkappe auf den Kopf. Huston, wir haben ein Problem! Will noch jemand frische Kresse aus dem Garten??

Fortsetzung folgt

03.08.2007 14:56

20 Lotti

Samstag

Heutige Ausbeute aus der Schneckenfalle: 3 Schnecken! Immerhin eine Steigerung um 50%! Nur an dem Becher muss ich noch etwas arbeiten, denn ich finde immer wieder Schnecken die nur dran trinken und dann wieder raus krabbeln... Dafür nicht eine Schnecke auf meinen Beeten. Ob das mit der Jauche doch etwas gebracht hat?

Ich mache heute Blechkartoffeln mit Knoblauch und Paprika. Was irgendwie fehlt ist frischer Thymian, Rosmarin und Oregano. Ich beschließe dass ausgiebiges Waschen reicht, immerhin kriechen die Schnecken ja auch über die Pflanzen. Wie man den Geruch vom Vortag doch verdrängen kann... Also ziehe ich munter los zu meinen Kräutern und was sehen meine müden Augen? Von Schnecken angefressener Basilikum!! War das gestern schon oder habe ich ihn nicht begossen? Es kommen Zweifel auf...

Fortsetzung folgt

04.08.2007 19:04