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Nachtkerze, gemeine
Oenothera biennis L.
Synonyme:
Rapontika, Schinkenkraut, gelbe Rapunzel
Familie:
Nachtkerzengewächse, ONAGRACEAE
Namensentstehung:
Der deutsche Name Schinkenkraut oder Rapontika entstand dadurch, weil sich die Wurzel beim Kochen schinkenrot färbt.
Der Gattungsname Oenothera leitet sich vom griechischen oinotheris (Blume mit Weingeruch der Wurzel) ab; während biennis (zweijährig) auf die Zweijährigkeit der Pflanze hinweist. Die Bezeichnung Nachtkerze bezieht sich auf die beginnende Öffnung der Blüten am Abend und deren Bestäubung durch Nachtfalter.
Beschreibung:Bild
Zweijährige Pflanze, die im ersten Jahr eine Grundrosette bildet. Sie blüht erst im zweiten Jahr. Sie wird 50 cm – über einen Meter groß
Der Stängel ist aufrecht, gelegentlich rot überlaufen und im oberen Teil etwas kantig.
Die Blätter sind länglich, verkehrt eiförmig, buchtig gezähnt oder fast ganzrandig und sitzen ohne Stiel direkt am Stängel.
Die Blüten sind schwefelgelb, gestielt, im Durchmesser bis ca 6 cm, haben 4 Blütenblätter und sitzen in den Blattachseln. Sie sind zu Trauben zusammen gesetzt und verströmen besonders ab dem späten Nachmittag einen süßlichen Duft wenn sie sich gegen 18:00 Uhr öffnen.
Verwechslung:
mit anderen Nachtkerzenarten.
Blütezeit:
Juni - September
Vorkommen:
Aus Nordamerika eingeschleppt. Fast in ganz Europa verbreitet bis über 1000 m Höhe
Verbreitung:
Flussufer, Bahndämme, Ruderalstellen, Ödland, Weg- und Straßenböschungen
Sammelgut:
Wurzeln, Blätter, Samen
Sammelzeit:
Wurzeln im ersten Jahr im Herbst oder im darauf folgenden Frühjahr bis vor der Blüte.
Die Samen im zweiten Jahr zur völligen Reife im Sommer.
Blätter zur Blütezeit
Inhaltsstoffe:
Gerbstoffe, Phytosterin, Harz, Zucker, Die Samen enthalten ungesättigte Fettsäuren mit 8 - 14%, Gammalinolensäure 10% und 60 - 80% Linolsäure. Keine andere Pflanze hat einen solch hohen Anteil.
Anwendung:
Innerlich blutreinigend, krampflösend. Die Blätter als Tee gegen Durchfallerkrankungen, Verdauungsbeschwerden und Magen-Darm-Krämpfe.
Die Wurzeln als kräftigendes Gemüse das besonders Kranke schnell wieder auf die Beine bringen soll. Man sagt, die Wurzel gäbe mehr Kraft als die doppelte Menge Ochsenfleisch.
Das aus den Samen gewonnene Öl wirkt wegen seines hohen Anteils an Gamma-Linolensäuren positiv auf das Immun- und Hormonsystem und wird besonders bei Neurodermitis und Beschwerden während der Wechseljahre eingesetzt.
Die moderne Medizin verwendet die Nachtkerze inzwischen auch bei Diabetes und zu hohem Cholesterinspiegel.
Eine Anwendung bei Multipler Sklerose verhilft den Erkrankten zu einem besseren Wohlbefinden, besserer Beweglichkeit und Sehvermögen, während Krämpfe und Zuckungen zurückgehen.
Eine weitere interessante Anwendung ist die Einnahme von Nachtkerze während eines Alkoholentzuges, da sie die Entzugserscheinungen lindert und die Leberwerte bessert.
Nebenwirkungen:
In der Schwangerschaft und Stillzeit mit dem Arzt Rücksprache halten.
Gelegentlich können Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen auftreten und ganz selten sind auch allergische Reaktionen beobachtet worden.
Bei Epilepsie ist erhöhte Vorsicht geboten.
Dies gilt nicht nur für die innerliche Anwendung sondern auch für eine äußerliche Anwendung, da nicht nachgewiesen ist, inwieweit der Wirkstoff durch die Haut aufgenommen wird.
Geschichtliches:
Schon die Indianer in Nordamerika schätzten die Nachtkerze bereits vor über 500 Jahren. Sie nutzten sie als Heilmittel und aßen die Wurzeln als kräftigendes Gemüse. Die Nachtkerzenarten haben bei der Erforschung der Gesetzmäßigkeiten der Vererbung eine große Rolle gespielt.
Anbau im eigenen Garten:
Aussaat in Reihen von 20 - 25 cm Abstand, in der Reihe vereinzeln auf 18 cm Abstand, Saattiefe 2 cm. Aussaat nach Frühgemüse wie Kohlrabi und Salat oder April bis Mai, dann die Seitenwurzeln entfernen. Bei früherer Aussaat im April oder Mai umpflanzen und dabei die Nebenwurzeln entfernen. Die Wurzeln werden dadurch besonders stark. Wächst auf allen Böden, besonders günstig sind sandige, tiefgründige Böden, braucht nur etwas Kompost.
Rezepte
Tee:
1 Teel. getrocknete Blätter mit ½ l kochendem Wasser überbrühen und 10 Min ziehen lassen. Abseihen und über den Tag verteilt zwei Tassen davon möglichst ungesüßt trinken.
Blüten:
Die Blütenblätter sind essbar und nicht nur kandiert sehr lecker. Sie eignen sich hervorragend als Dekoration.
Wurzelgemüse:
Die Wurzeln kann man wie Schwarzwurzel zubereiten. Dazu die Wurzeln waschen, schaben und ca 25 Min in Salzwasser kochen. Anschließend klein schneiden und entweder in Butter dünsten oder in eine helle Sauce geben.
Die gekochten Wurzeln kann man auch in Scheiben schneiden und mit einer Salatsauce aus Essig, Öl, Salz, Pfeffer und Kräutern als Salat anrichten. Gut passen dazu auch geraspelte Äpfel und Walnüsse
Samen gegen Menstruationsbeschwerden:
Zermahlen Sie an den Tagen vor der Menstruation 2 TL Nachtkerzensamen mit der Pfeffermühle. Streuen Sie das Pulver über das Essen. Alternativ können Sie die Samen dem Essen auch unzermahlen zufügen
Quellen:
Kraut und Unkraut zum Kochen und Heilen, Elisabeth und Karl Hollerbach
Das große Buch der Heilpflanzen, M. Pahlow
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch
Kräuter und Gewürze aus dem eigenen Garten, Marie-Luise Kreuter
Grundkurs Pflanzenbestimmung, Rita Lüder
-einige Ergänzungen hinzugefügt, die alle in kursiv gekennzeichnet sind-