Wasserdost, gewöhnlicher
(Eupatorium cannabinum)
Synonyme:
Blauwetterkühl, Donnerkraut, Drachenkraut, Grundheil, Hirschgünsel, Hirschklee, Hirschwundkraut, Kunigundenkraut, Lämmerschwanz, Leberkraut, Wasserhanf,
Familie:
Korbblütengewächse (Asteraceae)
Namensentstehung:
Eupatorium, der lateinische Gattungsname der Staude, leitet sich von dem persischen König Eupator (Mithridates VI.) her, einem berühmten Kräuterkundigen des letzten Jahrhunderts vor Christus. Der Artname „cannabinum“ ist aus dem griechisch-lateinischen „cannabis“ abgeleitet und drückt die Ähnlichkeit der Laubblätter mit denen des Hanfes aus, so erklärt sich auch der volkstümliche Name „Wasserhanf“. Mit Hanf hat Wasserdost aber weder botanisch etwas gemein, noch wirkt er berauschend.
Die Bezeichnungen Wasserdost spielt auf die Ähnlichkeiten der Blüte mit denen des Dosts an, der ebenfalls rosafarbene Blüten hat, allerdings zu den Lippenblütengewächsen gehört.
Die Namen Hirschklee, Hirschwundkraut und Hirschgünsel zeugen von der Überlieferung, dass einst Jäger beobachtet haben sollen, wie sich verwundete Hirsche in dem Kraut wälzten, es fraßen und somit heilten.
Von den Druiden und Schamanen wurde das Kraut wohl zu allerlei Wetterzauber verwendet, daher die Namen wie Blauwetterkühl und Donnerkraut. Auch der Name Kunigundenkraut, angelehnt an die heilige Kunigunde, spielt darauf an, dass das Kraut wohl einst zur Wetterdeutung diente.
Beschreibung:
Mehrjährige, krautige Staude, die eine Höhe von 50cm bis 1,50 m erreicht. Die rötlich-braunen Stängel sind aufrecht. Die kurzgestielten Blätter sind handförmige, drei- bis fünfgeteilte, gegenständig (ähnlich denen von Hanf), wobei das mittlere Blatt deutlich größer ist. Die Blattränder sind gesägt.
Die eiförmigen bis walzenförmigen, altrosa Blütenköpfe stehen in einer dichten Schirmrispe und blühen von innen nach außen auf. Die weißen Griffel sind zweilappig und ragen weit aus den Blüten hervor. Das gibt der gesamten Rispe ein recht flauschiges Aussehen.
Die 2 – 3 mm langen, schwarzen Früchte haben oben einen Haarkranz, ähnlich wie beim Löwenzahn, der ihnen als Flugschirm dient.
Der Wurzelstock ist verzweigt und die Wurzeln riechen unangenehm.
Die ganze Pflanze schmeckt bitter.
Verwechslung:
Eventuell mit Baldrian, wenn man die Pflanze nicht genau kennt.
Bei sehr kleinwüchsigen Pflanzen ist eine Verwechslung mit dem wilden Dost durchaus möglich.
Blütezeit:
Juli – September
Vorkommen:
Europa, Nordafrika, Syrien, Kleinasien, Persien, Westsibirien, Kaukasien
Verbreitung:
Lichte, feuchte Wälder, Auwälder, Ufer oder Gräben in Nähe von Gewässern, feuchte Wiesen, nährstoffreiche, frisch bis feuchte, sonnig bis halbschattige Standorte, bis 1000 m Höhe
Sammelgut:
Das ganze Kraut (Herba Eupatorii cannabini)
Volksheilkundlich wird teilweise auch die Wurzel verwendet (Radix Eupatorii cannabini)
Hom. Eupatorium cannabinium
Sammelzeit:
Juni – August, kurz vor oder während der Blüte
Wurzeln in Frühjahr oder Herbst
Sammelvorschrift:
Die ganze, gerade erblühende Pflanze sollte bei zunehmendem Mond von Juni bis August geerntet, gesäubert, fein zerhackt und mit Doppelkorn zu einer Tinktur verarbeitet werden.
Zum Trocknen wird die Pflanze in nicht zu großen Bündeln an einem warmen, luftigen aber schattigen Ort kopfüber aufgehängt.
Anmerkung: In vielen Kräuterbüchern fand ich den Hinweis, dass die Pflanze nach dem Trocknen viel von ihrer Wirkung einbüßt. Das bezieht sich wohl hauptsächlich auf die immunstärkende Wirkung. Mein persönlicher Tipp: Tinktur herstellen
Die im Frühjahr oder Herbst gegrabene Wurzel wird gut gereinigt und in Scheiben geschnitten getrocknet. Aus der frischen Wurzel kann man ebenfalls eine Tinktur ansetzen.
Inhaltsstoffe:
Euparin, Bitterstoffglykoside (Eupatoriopicrin), Flavonoide (Eupatorin), Gerbstoffe, Harz, Inulin, ätherisches Öl, Lactucerol, Saponine, Triterpene, Polysacharride, Pyrrolizidinalkaloide.
Anwendung:
Bewährt als Immunstimulanz bei viralen Infekten sowie fiebersenkend.
Die antibakterielle Wirkung ist nachgewiesen.
Damit sich die antiinfektive Wirkung voll entfalten kann, sollte man Wasserdost möglichst bald nach dem Auftreten der ersten Erkältungssymptome einnehmen.
Als Immunstimulanz unterstützend auch bei Pfeifferschem Drüsenfieber, bei Influenza, bei Borreliose und bei Impfschäden geeignet.
beruhigt Galle, Leber und Milz, wirkt leicht abführend und entwässernd daher auch bei Ödemen anzuwenden,
hilfreich bei Heuschnupfen,
der Tee bei "Kater", als „Erste Hilfe“ nach durchzechten Nächten mit hohem Alkoholkonsum.
in der Rekonvaleszenz
äußerlich für Hautausschläge, Geschwülste, Quetschungen, Exanthemen.
Der Frischpflanzenbrei oder –saft soll als Auflage auch bei Couperose (roten, geplatzten Äderchen) helfen.
Tee:
1 TL Kraut mit 1/4 l kochendem Wasser übergießen, 10 Min. lang ziehen lassen und anschließend abseihen. Bei hohem Fieber tägl. 2 - 3 x je 1 Tasse langsam trinken.
Bei zu hohem Alkoholkonsum am Abend zuvor: 2 Tassen innerhalb von 2 Stunden trinken.
In manchen Kräuterbüchern wird der Kaltauszug als besser wirksam empfohlen. Ich persönlich habe keinerlei Erfahrung mit dem Tee...
Kaltauszug
1 ½ Teelöffel Kraut mit einer Tasse Wasser übergießen und mindestens 10 Stunden (über Nacht) ziehen lassen, abseihen.
Auch hier 2 – 3 Tassen täglich trinken. Auch wenn der Tee recht bitter ist, nicht süßen!
Tinktur:
Ein Schraubglas (Twist-Off-Glas) mit zerkleinertem Wasserdostkraut locker füllen und mit hochprozentigem Doppelkorn oder Schnaps auffüllen, bis die Pflanzenteile damit bedeckt sind. Das Glas mit dem Deckel verschließen und an einem warmen Ort mindestens 2 Wochen ziehen lassen, dabei öfter schütteln. Danach kann man die Tinktur filtrieren und am Besten in eine dunkle Glasflasche mit Tropfaufsatz abfüllen.
Bei akuter Erkrankung bis zu 3 x täglich einen Teelöffel oder 30 - 40 Tropfen in etwas Wasser oder Tee einnehmen.
Wasserdost wird heute vor allem in der Homöopathie als "Eupatorium" bei Grippe, Erkältung mit Fieber und Kopfschmerzen, trockener Husten und Rheuma angewendet.
Eigene Erfahrungen:
Ich habe in diesem Jahr zum ersten Mal eine Tinktur von Wasserdostkraut (gesammelt kurz vor der Blüte, als die Blütenknospen noch geschlossen waren) mit 38%igem Doppelkorn angesetzt und bei einer aufkommenden Erkältung mit Gliederschmerzen wie oben beschrieben eingenommen. Bereits am 2. Tag waren die Symptome fast komplett verschwunden. Ich war erstaunt über diese schnelle Wirkung und habe die Wasserdost-Tinktur sofort dauerhaft in meine Kräuter-Hausapotheke aufgenommen.
* Der Sohn einer guten Bekannten hat die Wasserdost-Tinktur während einer Erkältungs- und Grippewelle hier im letzten Winter über 4 Wochen vorbeugend genommen und ist trotz engem Kontakt zu lauter Schniefnasen, Leuten mit Husten und Erkältung beschwerdefrei geblieben und hat nicht einmal einen kleinen Schnupfen bekommen. Er hat bereits für den kommenden Winter größere Mengen Wasserdost-Tinktur bei Muttern geordert und ist total begeistert davon
* Meine Bekannte selbst hatte während einer Grippe wohl zu spät mit der Einnahme der Tinktur begonnen, denn es trat keine große Besserung ein, obwohl sie eine schwere Erkältung, die sie mehrere Wochen vor der Grippe hatte, mit der Einnahme der Tinktur recht schnell in den Griff bekommen hat. Ihr Mann hat die Tinktur sofort eingenommen und wurde auch erst gar nicht groß krank.
Ich denke, die Wirkung ist tatsächlich davon abhängig, dass man sofort bei Auftreten der ersten Beschwerden mit der Einnahme beginnt, bzw. bei Erkältungskrankheiten im nahen Umfeld schon vorbeugend einnimmt.
Nebenwirkungen:
Eine Überdosierung kann zu Brechreiz führen. In starker Überdosierung gilt der Wasserdost als giftig wegen der in der ganzen Pflanze, auch in der Wurzel, enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide. Diese gelten als leberschädigend und krebserzeugend. Allerdings wurde diese Wirkung von Pyrrolizidinalkaloiden nur bei sehr sehr hoher Dosierung im Laborversuch an Mäusen festgestellt. Trotzdem sollte man Wasserdost nicht über einen längeren Zeitraum einnehmen und die Tagesdosis von 3 Tassen nicht überschreiten.
* Bei meiner Tochter traten während der Einnahme Nebenwirkungen in Form von einem sehr unangenehmen "Kribbeln" im Mundraum auf. Wir haben darauf sofort die weitere Einnahme der Tinktur abgebrochen und das Kribbeln war auch schnell wieder weg. Ergänzend muss ich dazu sagen, dass meine Tochter stark unter einer Primel-Allergie leidet. Sie bekommt schon heftigen Ausschlag, wenn sich auch nur Primeln im geschlossenen Raum befinden, ohne sie berührt zu haben. Also Allergiker sollten vielleicht ein bisschen vorsichtig sein mit der Einnahme von Wasserdost.
Wasserdost eignet sich nicht zur Anwendung bei Kindern und Schwangeren.
Anbau im eigenen Garten:
Der Wasserdost ist eine schmückende Staude für größere Beete, am Rand von Gehölzen oder als Teichrandbepflanzung. Er braucht feuchten, nährstoffreichen und kalkhaltigen Boden und sollte nicht zu sonnig, also besser im Halbschatten stehen. Die Pflanze ist unkompliziert und pflegeleicht und übersteht auch kurze Trockenperioden. Sie ist frosthart und benötigt keinen Winterschutz. Man schneidet sie erst im Frühjahr zurück. Eine Teilung ist alle 2 - 4 Jahre möglich.
Aussaat im März direkt ins Freiland, später auf 40 cm Abstand vereinzelt.
Wasserdost ist Nahrungspflanze von vielen Insekten und Schmetterlingen, so z.B. von Distelfalter, Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge und dem recht seltenen Russischen Bären.
Geschichtliches:
Wasserdost war bereits bei den alten griechischen Ärzten ein bekanntes Heilmittel.
Die Indianer Nordamerikas verwenden die Pflanze traditionell gegen Fieber.
Tabernaemontanus führte das "Kunigundenkraut" als Heilpflanze gegen langwierige Fieber und Erschöpfung auf und kannte auch deren heilsamen Einfluss auf Leber und Milz.
Hieronymus Bock hielt das Kunigundenkraut für ein die Manneskraft stärkendes Mittel.
Da die Pflanze einen schwarzen Farbstoff enthält, wurde sie früher zum Schwarzfärben verwendet.