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Fuchsbandwurm (Thema getrennt von "Bärlauch")

1 Lotti

Hi Dagmar,

mal ne Frage zum Fuchsbandwurm. Ich frag mich schon die ganze Zeit, warum so ein Bandwurmei unbedingt auf Früchte oder Blätter im Wald will und nicht zum Beispiel auch in den Garten. Ich hab noch nie einen Fuchs gesehen, der zum Beispiel auf die wilden Brombeeren klettert um seinen Haufen oben drauf zu setzen und eigentlich soll man ja auch nur immer saubere Pflanzen und Früchte sammeln. Und der Fuchs streift auch problemlos durch Gärten und Vorgärten, also ist auch alles was im Garten wächst "gefährdet". Vermutlich sogar noch mehr, denn der Fuchs hält sich gern in der Nähe der Zivilisation auf. Übrigens lebt der Fuchs vorwiegend gar nicht im Wald, sondern höchstens am Waldrand, denn sie leben vorwiegend von Mäusen die sie auf Feldern und Wiesen jagen.

Weisst du zufällig wie das mit der Übertragung durch den Fuchsbandwurm realistisch aussehen soll? So ein Bandwurm klettert ja nicht, oder doch? Ich kenne das eigentlich nur so dass man sich Würmer einfängt, wenn man zum Beispiel im Sand buddelt wo vorher eine Katze mit Würmern ihren Haufen drin hinterlassen hat und danach die Finger in den Mund nimmt (Betrifft oft Kinder auf dem Spielplatz) oder wenn Katzen zum Beispiel Mäuse fangen die Würmer haben. Die Übertragung ist immer irgendwie direkt, also mit Kontakt zum Kot oder durch den Verzehr von kranken Tieren. Also so ein zugekacktes Bärlauchblatt sollte man doch so oder so nicht ernten, das sieht man doch. Also der Fuchskot hier bei den Enten ist auf jeden Fall als Kot sehr gut erkennbar und Pfade von Tieren sind doch eigentlich auch gut erkennbar. Man muss ja nicht unbedingt an einem Tierpfad sammeln.

Liebe Grüsse

Lotti

12.03.2007 21:55

2 wegwarte

Hallo zusammen,

Der Mensch infiziert sich tatsächlich nur, wenn die Fuchsbandwurmeier über die Nahrungskette oder verschmutzte Hände direkt über den Mund in den Körper gelangen.

Natürlich ist es so, dass der Fuchs nicht vor dem heimischen Garten, der Erdbeerplantage und den Gemüsefeldern halt macht und selbstverständlich sind alle bodennah wachsenden Früchte und Gemüse aus irgendwelchem Anbau mindestens gleich risikobehaftet wie Pilze, Kräuter und Beeren aus der freien Natur und dem Wald. Man spricht tatsächlich von bodennah wachsenden Beeren und Gemüsen und gibt manchmal sogar den Hinweis, Früchte, die in einer Höhe über 50 cm vom Boden wachsen, seien nicht kontaminiert. Füchse gibt es übrigens auch in der Stadt...
Außerdem darf man nicht vergessen, dass der Fuchs nicht der einzige ist, der die Parasiten übertragen kann. Auch Kleinnager wie Mäuse können befallen sein und den Parasiten dann auf Katzen und Hund übertragen und diese wiederum auf Frauchen oder Herrchen. Auch Waschbären tragen den Fuchsbandwurm häufig in sich und man sollte deren Verbreitung in unseren Gärten nicht unterschätzen, nur weil man sie selten zu sehen bekommt.

Also wenn man genau darüber nachdenkt, ist man wohl niemals und nirgends sicher davor, sich mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren. Allerdings bin ich auch nicht sicher davor, von einem Auto überfahren zu werden oder daheim beim Fensterputzen von der Leiter zu stürzen und mir den Hals zu brechen. Dennoch laufe ich über die Straße, natürlich schau ich vorher und renne nicht blind drauf los und ich putze meine Fenster mit einer sicheren Leiter und stelle mich nicht auf den Wackelstuhl.... Bundesweit erkranken laut NABU jährlich etwa nur 25 Menschen am Fuchsbandwurm und es zählen weder Jäger, Kürschner, Beeren- und Pilzsammler noch Spaziergänger zu einer typischen Risikogruppe. Im Vergleich dazu mal die Zahlen von tödlichen Haushaltsunfällen...2002 starben bundesweit 5944 Menschen durch Haushaltsunfälle und 7164 Menschen bei Verkehrsunfällen und die Gesamtzahl aller gemeldeten Unfälle lag bei 8.720.000!!!

Da zwischen Infektion und den ersten Beschwerden 10 - 15 Jahre vergehen können, ist wohl der tatsächliche Auslöser auch nie konkret belegbar.
Man sollte halt wissen, das es das Risiko des Fuchsbandwurmes gibt, dieses Risiko weder herunterspielen aber auch nicht überbewerten. Selbstverständlich sammle ich genauso wenig meine Kräuter, Pilze und Beeren direkt neben dem Fuchsbau oder wenn ich sehe, dass Kot direkt daran oder in der Nähe am Boden ist, wie ich blind über die Straße renne. Ich wasche Beeren und Wildgemüse gründlich und selbstverständlich auch meine Hände, wenn ich den Nachbarshund wieder mal intensiv gestreichelt habe oder im Garten in der Erde gebuddelt habe. Alles, was eh im Kochtopf landen, soll kurz über 60 Grad erhitzt werden, denn das ist nachweislich die einzig wirkungsvolle Methode den Fuchsbandwurm sicher abzutöten. Diese Methode gilt aber meiner Meinung nach wirklich nur für sehr überängstliche Menschen. Übrigens...auf getrockneten Kräutern ist der Fuchsbandwurm auch nicht mehr lebensfähig und stirbt nach wenigen Tagen ab. Ich esse trotzdem frische, "rohe" Salate und reichere sie mit Wildkräutern an.
Mir sind die Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe, die ich mir mit Wildkräutern zuführe wichtiger. Und wer weiß, vielleicht sinkt ja damit auch das Risiko zu erkranken? Denn ein gesunder, vitaler Körper mit gut funktionierendem Immunsystem wird mit Parasiten eben eher fertig. Es ist sogar erforscht worden, dass in vielen Fällen, wo Menschen nachweislich mit dem Fuchsbandwurm Kontakt hatte, dieser anscheinend durch das Immunsystem abgetötet wurde. Es wurden weiter sogar gewisse Antikörper nachgewiesen, die diese Menschen bzw. deren Immunsystem entwickelt hat. Nicht jeder, der sich mit dem Fuchsbandwurm infiziert erkrankt auch daran.
Was haben eigentlich unsere Vorfahren gemacht, die darauf angewiesen waren, ihre Nahrung in der Natur zu sammeln und die nicht in den nächsten Supermarkt rennen konnten? Den Fuchsbandwurm gabs schon immer…anscheinend kam das Immunsystem unserer Vorfahren damit auch noch besser klar.

Anmerkung am Rande:
Am 14.02.2007 hat Greenpeace die Ergebnisse eines Vergleichs mit gesundheitsgefährdenden Pestizidbelastungen bei Obst und Gemüse aus verschiedenen Supermärkten veröffentlicht. Bei drei großen Supermarktketten waren die festgestellten Werte so hoch, dass das entsprechende Obst und Gemüse stark gesundheitsgefährdend ist und eigentlich nicht hätte verkauft werden dürfen...

Und zu guter Letzt hier noch ein Link, der recht objektiv (also ohne Verharmlosung aber auch ohne übertriebene Panikmache) über den kleinen Fuchsbandwurm informiert:

http://www.gesundheitsamt-bw.de/servlet/PB/show/1181036/der%20kleine%20fuchsbandwurm050513.pdf

So...und nun geh ich bei strahlendem Sonnenschein raus und sammle Bärlauch, Brennnesseln und Giersch fürs Mittagessen zwinker)))

Nachtrag: Ich möchte noch kurz etwas hinzufügen, damit kein total falsches Bild von mir entsteht....
Ich zähle durchaus nicht zu der Gruppe Menschen, die besonders sorglos oder gar risikofreudig ist. Die Gefahren durch den Fuchsbandwurm möchte ich auch keinesfalls herunterspielen oder irgendwie verharmlosen. Es ist halt so, dass wir ständig und überall von irgendwelchen Risiken umgeben sind. Durch Umsicht kann man diese Risken auf ein gewisses Maß minimieren...aber eben nie gänzlich ausschließen. Wer möchte denn schon unter der berühmten Glasglocke leben, um nur ja möglichst keiner Gefahr ausgesetzt zu sein? Ich jedenfalls nicht. Wenn man die Risiken kennt, lernt man damit auch umzugehen. ...

Liebe Grüße Dagmar

13.03.2007 08:32 | geändert: 13.03.2007 10:28

3 Daggi

Hallo Lotti,
also mir wurde es so erklärt das der Fuchsbandwurm bzw dessen Eier winzigst sind und im Kot des Fuchses beheimatet sind. Wenn dieser austrocknet werden die Eier vom Wind fröhlich verteilt. Das kann auf einer Brombeere genauso sein wie auf deinen Erdbeeren wenn du Naturnah wohnst. Auch sind Landwirte sehr gefährdet weil sie beim Heu machen den ganzen Staub einatmen und alle anderen die später Heuballen füttern sind genauso gefährdet. Auch der Spaziergänger oder Sportler der sich in Wald und Feld rumtreibt.
Gruß Dagmar

27.03.2007 15:30

4 Lotti

Hallo Daggi,

die Variante kannte ich noch nicht. Also was mir so bekannt war, findet man auf der Seite des Tierarztverbandes. Also von "Windverteilung" habe ich noch nie etwas gehört, auch nicht von Warnungen für Landwirte sich vor dem Fuchsbandwurm zu schützen und beim Heuen Atemschutz zu tragen oder so. Soweit mir bekannt, sterben ausgetrocknete Eier auch ab.

Liebe Grüsse

Lotti

Hi Daggi nochmal,

sorry, ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil lächel))
Ich habe gerade einen Artikel in der ServiceZeit Gesundheit gefunden

Bislang sind unter den Erkrankten laut Studien aus Bayern und der Schweiz häufig Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten. Erklärungen sind zum Beispiel der regelmäßige Kontakt mit feuchter Erde, in der die Eier lange lebensfähig bleiben, oder eine Infektion durch aufgewirbelte Eier aus getrocknetem, zerfallenem Fuchskot auf Feldern beim Mähen.

Wobei sich das für mich wiederspricht. Wenn Eier in feuchter Erde überleben, dann sollten sie ausgetrocknet eigentlich absterben.

Der Artikel ist auf jeden Fall mal ziemlich interessant und lesenswert, vor allem über all das, was man eigentlich noch gar nicht so genau weiss.

Liebe Grüsse

Lotti

27.03.2007 21:05 | geändert: 27.03.2007 21:34

5 wegwarte

Hallo ihr,

also Fuchsbandwürmer sterben richtig ausgetrocknet definitiv ab. Ich habe irgendwo einen Artikel aus einer medizinisch/phytotherapeutischen Zeitschrift, in der das sogar als wissenschaftlich belegt geschrieben wird. Daher gelten auch getrocknete Kräuter als unbedenklich. Ich hab im Internet recherchiert und ähnliche Hinweise auch da mehrfach gefunden.

Hier auszugsweise ein Artikel - aus der Seite von echinococcus.de

Das Waschen möglicherweise kontaminierter Nahrungsmittel reduziert sich das Infektionsrisiko, beseitigt es aber nicht vollständig. Fuchsbandwurmeier sind sehr resistent gegenüber Umwelteinflüssen. Mit gängigen Desinfektionsmitteln können sie nicht abgetötet werden. Das trifft auch für Alkohol zu (erst recht in den niedrigen Konzentrationen, wie sie im Wein enthalten sind). Auch Kühlschrank- und Gefrierfachtemperaturen von +4°C bis -20°C tötet die infektiösen Eier nicht ab.

Als wirksame Maßnahmen zu deren Abtötung haben sich folgende Vorgehensweisen erwiesen:

* Gefriertruhe bei -80°C für wenige Tage
* Erhitzen über 60°C für wenige Minuten
* Erwärmen auf 45°C bei einer rel. Luftfeuchtigkeit von 85% für ein paar Stunden
* Trocknen bei 25°C bei einer rel. Luftfeuchtigkeit von 25% für wenige Tage.

Ergänzung: Man darf halt nicht vergessen, dass Fuckskot der stets mit feuchter Erde und Feuchtigkeit aus der Luft (Morgentau) in Berührung kommt unter Umständen dann eben nicht unbedingt den Trocknungsgrad erreicht, der notwendig ist, dass alle Fuchsbandwurmeier auch absterben. Somit ist eine Verwirbelung über den Mähdrescher dann druchaus logisch.

Liebe Grüße Dagmar

27.03.2007 22:58 | geändert: 28.03.2007 00:25

6 Daggi

Hallo Zusammen,
ja ich glaube das Problem ist das man es tatsächlich nicht genau sagen kann wie die betroffenen Menschen genau zu ihrem Fuchsbandwurm kamen...
Aber der Link ist sehr interessant.
Gruß Daggi

29.03.2007 09:05

7 Lotti

Hallo Daggi,

das denke ich auch, darum mache ich mir um den Fuchsbandwurm auch wenig Gedanken. Ganz vermeiden kann man es so oder so nicht, selten genug kommt es nach jetziger Erkenntnis auch vor und ich denke wenn man mit etwas gesundem Menschenverstand sammelt, Früchte und Kräuter vor dem frischen Verzehr wäscht und nicht alles in den Mund nimmt, bzw sich häufiger mal die Hände wäscht, hat man sich automatisch vor Vielem geschützt. Aber das gehört für mich alles in die allgemeine Hygiene die man so oder so einhalten sollte, von daher ist der Fuchsbandwurm für mich eher nebensächlich. Und sollte es mich doch mal erwischen, hätte ich es so oder so vermutlich nicht vermeiden können.

Liebe Grüsse

Lotti

29.03.2007 12:21

... 5 Jahre und 1 Monat später ...

8 Jochen (Gast)

Hallo Zusammen,

um das Thema ein auf den neuesten Stand zu bringen zwei Anmerkungen:

1. Als Infektionsquelle für den Menschen wird inzwischen (2012) längst nicht mehr Obst oder Gemüse vermutet, sondern es gilt als gesichert, dass es vor allem der (eigene) Hund ist. Aber selbst beim Umgang mit infizierten Hunden ist eine Erkrankung sehr selten.

2. Der Waschbär ist, obwohl immer wieder in Foren zu lesen, definitiv weder Endwirt noch Zwischenwirt des kleinen Fuchsbandwurms. Hier handelt es sich meist um Übersetzungsfehler englischsprachiger Publikationen, weil der (äußerlich ähnliche) Marderhund, auf Englisch Racoon dog (Waschbärhund) heißt. Dieser ist durchaus Zwischenwirt.

08.05.2012 18:54

9 Lotti

Hallo Jochen,

dank dir lächel
Wo hast du die aktuellen Infos her? Würde mich mal interessieren um ggf. handfeste Argumente in der Hand zu haben.

Liebe Grüsse, Lotti

08.05.2012 20:07

10 wegwarte

Hallo Jochen,


SUUUUPER!!!
Vielen Dank für die Info lächel

Liebe Grüße Dagmar

08.05.2012 21:14