Hallo Sigi,
ich kann auch sehr gut verstehen wenn du auf Ritalin und co verzichten möchtest. Allerdings würde ich das etwas differenziert sehen. Es gibt Fälle, wo man mit Hilfe dieser Medikamente sehr gute Fortschritte in der Entwicklung erreicht und gerade die ersten Lebensjahre von Kindern sind super wichtig. Bei Erkrankungen die nicht heilbar sind, sollte man Nutzen und Risiken sehr gut abwägen und das könnt ihr als verantwortungsvolle Pflegeeltern weit besser als wir "Zuschauer". Kinder mit Diabetes oder anderen schweren Erkrankungen kommen um die Einnahme von Medikamenten auch nicht unbedingt herum.
Ihr müsst da einfach sehr gut abwägen.
Wir haben hier in der näheren Umgebung 2 ADS-Kinder, die beide phasenweise Medikamente bekommen. Die sind jetzt 12 und 16 Jahre alt und der Ältere hat dermassen was von sozialen Mängeln, dass mir echt anders wird bei der Vorstellung dass der Junge in 2 Jahren wahlberechtigt ist. Der Jüngere ist mitunter auch mit Hilfe von Medikamenten früher abgefangen worden und hat auf die Art ein paar Dinge lernen dürfen, die an seinem grossen Bruder total vorbei gingen. Inzwischen scheinen beide gut eingestellt zu sein mit den Medis, zumindest habe ich von aussen das Gefühl, dass die 2 sich nicht mehr selber auf den Zünder gehen und auf die Art auch mal positive Feedbacks aus dem Umfeld bekommen.
Ein Nebeneffekt dieser Erkrankungen ist halt auch, dass sie in eine Sonderrolle in Kindergarten und Schule rutschen die ihnen nicht besonders gut tut und sie zu Aussenseitern macht. Selbst in einer sehr toleranten Gruppe sind sie halt nicht einer von vielen, sondern immer irgendwie "anders".
Ich traue euch zu dass ihr da den richtigen Weg findet, aber schiebt die Medikamenten-Lösung nicht total aus eurem Kopf raus. Sie kann vor allem für die Kinder selber eine gute Lösung sein oder zumindest in wichtigen Entwicklungsphasen etwas Stabilität rein bringen. Auch wenn ich überhaupt kein Freund vom Griff zu Medikamenten bin, gibt es einfach Erkrankungen die mitunter auch eine lebenslange Einnahme von Medis nötig machen, so blöde das auch ist. Und dabei geht es mir nicht darum die Kinder "ruhig zu stellen" oder irgendwie "funktionabel" zu machen, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben Dinge zu lernen, die sie im späteren Alter nur sehr schwer lernen können und wo der Weg dahin halt durch die Erkrankung versperrt ist.
Ich bin ganz froh dass ich mich noch nicht vor solche Entscheidungen gestellt gesehen habe und habe mich von daher mit der Frage auch zu wenig auseinander gesetzt. Da seid ihr wahrscheinlich viel fitter drin als ich. Aber ich würde mir diese Möglichkeit offen halten für den Fall der Fälle
Liebe Grüsse, Lotti