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Der Kräuterbusch, Weihbusch, Würzwisch und die Kräuterweihe

ein Brauch mit langer Tradition

1 wegwarte

Wir haben den Weihbusch vorhin kurz in der Diskussion zum Räuchern mit Königskerze angesprochen. Für alle, die mit diesem Begriff nicht anfangen können, hier mal eine Erklärung, was der Weihbusch überhaupt ist...



Kräuter begleiten die Menschheit von Begin an. Sie waren stets Nahrung und Heilmittel und somit wichtiger Bestandteil des Lebens. Was den Hunger stillte und bei Erkrankungen und Verletzungen wieder zu gesunden verhalf, kam von den Göttern und ihnen zu Ehren wurden besonders wertvolle Kräuter in heiligen Ritualen an bestimmten Festen diesen höheren Mächten geweiht. So hat auch der Kräuterbusch in Form der Lebensrute, deren Berührung die fruchtbarkeitsspendende und heilende Kraft der Vegetation auf Mensch und Tier übertragen sollte, seinen Ursprung weit vor unserer Zeit und die damit verbundene Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt ist auf das alte keltische Lughnasadh oder auch Lammas, dem Schnitterfest, welches bereits Anfang August gefeiert wurde, zurückzuführen.

Als die christlichen Missionare die Menschen zu bekehren begannen, geriet die Kräuterkunde in Verruf, war sie doch eng auch mit heidnischen Bräuchen verknüpft. Kräuter waren von nun an Teufelswerk. In der Synode von Liftinae von 745 n. Chr. wurde die Kräuterweihe sogar unter höchster Strafe verboten. Doch der Brauch war so einfach nicht auszumerzen, schließlich benötigten die Menschen die heiligenden Wirkungen der Kräuter und der Buschen diente als Hausapotheke besonders im Winter.
Die christliche Kirche fand einen schlauen Kompromiss:
Sie weihte die Heilkräuter der Mutter Jesu, der heiligen Maria, und nahm den 15. August, also den Tag der Aufnahme Marias in den Himmel, auch zum Festtag der Kräuterbuschweihe.

Maria-Himmelfahrt ist seit dem traditionell auch der Auftakt zu einer der wichtigsten Kräutersammelzeiten des Jahres. Die 30 Tage zwischen dem 15. August und dem
12. September werden als "Frauendreißiger" bezeichnet. In dieser Zeit finden traditionell Marienwallfahrten statt. Heilpflanzen, die im Sommer über blühen und während dieser Zeitspanne gesammelt werden, gelten als besonders heilkräftig.

Die Anzahl und Auswahl der Kräuter für den Kräuterbusch hat ebenfalls eine besondere Bedeutung. Natürlich sind starke Heilkräuter enthalten. Es ist auffällig, dass es sich dabei immer auch um alte Zauberpflanzen handelt, viele, die besonders zum Wettermachen oder als Gegenzauber verwendet wurden. In der Mitte des Büschels thront stets die schöne Königskerze, um sie herum sind die anderen Pflanzen gruppiert. Je nach Landschaft und Jahrhundert beträgt die Anzahl der für den Buschen verwendeten Kräuter zwischen sieben und 99: sieben (als die alte heilige Zahl der vollkommenen Gesamtheit der 4 Elemente mit den 3 Gliedern der Familie, im Christentum Symbol für Vollkommenheit, Vollständigkeit, nach der Weisheit Gottes) oder neun (also drei mal drei, die Drei war schon die magische Zahl der Kelten und ist im Christentum Symbol der Dreifaltigkeit – Gott Vater, Sohn, Hl. Geist) waren normal, aber auch ein Vielfaches dieser Zahlen, wie 12 oder 24, 77 oder gar 99 sind bekannt. Kräuter, die dabei neben der Königskerze unter anderem Verwendung finden, sind: Alant, Johanniskraut, Beifuss, Rainfarn, Schafgarbe, Tausendgüldenkraut, Brennnessel, echtes Eisenkraut, Frauenmantel aber auch Wiesenknopf, Kamille, Thymian, Baldrian, Odermennig, Klee, Dost, Mädesüß, Ringelblume, Gartenkräuter wie Salbei, Dill oder Pfefferminze und die verschiedenen Getreidearten. Zur Dekoration werden in neuerer Zeit hin und wieder auch Blumen, wie Dahlien und Rosen mit eingebunden. In der christlichen Symbolik verkörpert die rote Rose außerdem das Blut Christi und somit die himmlische Liebe.

Die geweihten Kräuter wurden und werden in Haus und Stall meist an der Wand, am Dachboden oder im Herrgottswinkel angebracht. Dort soll er vor Blitzschlag oder unter dem Kopfkissen das Eheglück schützen, im Viehfutter die Gesundheit der Tiere und im Kochtopf die des Menschen fördern.

Man benutzte sie natürlich auch, um aus ihnen Tees zu Heilzwecken zuzubereiten. Krankem Vieh wurden geweihte Kräuter ins Futter gerührt, geweihtes Getreide dem neuen Saatgut zugemischt. In einigen Regionen, vor allem im Alpenvorland, räuchert man in den so genannten Rauhnächten, zwischen Weihnachten und Heilige Dreikönig, mit den Kräuterbuschen Haus und Ställe aus, um es zu reinigen und gut ins neue Jahr zu starten.

Der alte Strauß wird nicht achtlos weggeworfen, sondern verbrannt, meist im Osterfeuer, da zu dieser Zeit bereits wieder neue, frische Kräuter aus der Natur zur Verfügung stehen.

P.S....bitte nicht wundern, wenn euch im Internet der Text wortgleich nochmal begegnet...beide Artikel sind ebenfalls von mir...einmal in einem anderen Forum und einmal als Zeitungsartikel im Zusammenhang mit einer von mir durchgeführten Wanderung zu diesem Thema

Liebe Grüße Dagmar

10.03.2012 15:32 | geändert: 10.03.2012 17:35

2 Forenmitglieder fanden diesen Beitrag gut

2 Lotti

Hi Dagmar,

dank dir für die Erklärung lächel


Liebe Grüsse, Lotti

10.03.2012 21:55

3 synergy

Schön, diese Dynamik, wie sich aus einem Thema wieder andere ergeben. Danke Dagmar.

Rauchige Grüße - Synergy

11.03.2012 11:48

4 LuthienVs

Es ist schoen von solchen Dingen zu lesen!
Danke Dagmar

27.03.2012 21:27

... 1 Jahr und 4 Monate später ...

5 uuu (Gast)

Danke

14.08.2013 14:23

6 Tom85

Hallo Dagmar!


Vielen dank für die Info! Sehr interessant!

Bitte mehr davon! lächel zwinker




Liebe grüße, Tom

15.08.2013 17:56

... 1 Jahr und 7 Monate später ...

7 Dobigirl (Gast)

Dein Artikel was so interessant, dass ich ihn den Frauen bei Nerofix empfohlen habe.

Noch mal ganz herzlichen Dank auch Dagmar.

09.04.2015 12:52

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