Liebe Leute,
immer wieder lese ich, dass man Heilkräuter für einen Heiß Aufguss in heißem Wasser ziehen lassen soll (je nach dem 5-15 Minuten) und vor dem Genuss abseihen soll ?!
Wenn ich eine TINKTUR herstelle, dann wird der Extrakt / Tinktur besser, je länger ich die Kräuter ziehen lasse?!
FRAGEN:
WARUM ist es bei einem HEISS AUSZUG nicht genau so … je länger desto besser?! Zumal man den Aufguss auch nicht weiter erhitzt?!
WARUM soll ich auch bei einem KALTAUSZUG nach ~12 Stunden erwärmen und dann abseihen?! Extrahiere ich hier nach 12 Stunden etwas kontraproduktives?
Hoffe es gibt jemanden im Forum, der hier etwas LICHT ins Dunkle bringen kann.
Danke im voraus
Robert
Hallo Robert
frag mich bitte nicht nach den chemischen Hintergründen, da müsstest du einen Pharmazeuten oder Chemiker fragen. Ich bin beides nicht.
Heisses Wasser löst Inhaltsstoffe schneller als kaltes Wasser. Manche Inhaltsstoffe gehen bei Hitze aber kaputt. Andere Inhaltsstoffe lassen sich in Wasser aber gar nicht lösen, sondern brauchen Alkohol dafür.
Bei Tee (heiss) ist es so, dass er nach einer zu langen Zeit anfängt bitter zu werden. Maria Treben lässt zum Beispiel nur viel kürzer ziehen, weil sie findet, dass das Auge mit trinkt. Der Tee wird einfach immer unschöner je länger er zieht. Ich bin immer so zwischen Maria Treben und der "Bedienungsanleitung" des Krautes.
Ob 12 Stunden für einen Kaltauszug oder 15, ist vermutlich mehr oder weniger egal. Es braucht einfach viel länger als ein heiss aufgegossener Tee. Ob man bei noch längerem Ziehen etwas Ungutes löst glaube ich zwar nicht, kann es aber auch nicht ausschliessen. Kommt vermutlich auf die Pflanze an. Viel interessanter ist die Frage ab wann genau bei einem Kaltaufguss ungesunde Keime ihr Heim im Tee finden. Man sollte Tee ja auch täglich frisch zubereiten und nicht für 3 Tage im Voraus kochen. Irgendwann "kippt" er. Wird halt eine Frage der Umgebungskeime, der Temeratur der Lagerung etc. sein. Ein Kaltauszug braucht halt seine Zeit bis er die Inhaltsstoffe gelöst hat und hat halt seine "Verfallszeit". Mit "Stückchen" drin geht es halt schneller als ohne. Thema "Keimvermehrung".
Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen
Also zur Haltbarkeit:
Laut DAB (Deutsches Arzneimittel Buch) geht man davon aus, dass ein gebrühter Tee ungekühlt (Thermoskanne oder warmer Raum) bis zu 12 Stunden unbedenklich ist und ein im Kühlschrank kühl gelagerter Tee bis zu 24 Stunden. Danach ist die Keimbelastung meistens leider so hoch, dass zumindest bei eh geschwächten Menschen bereits gesundheitliche Probleme auftreten können.
Man seiht gebrühten Tee nach dem Ziehen ab, weil sich nach zu langer Zeit dann durchaus unerwünschte Stoffe lösen können, die entweder den Geschmack oder die Wirkung ungünstig beeinflussen. Das betrifft vor allem Gerbstoffe und Bitterstoffe. Brüh mal zum Test einen schwarzen Tee und lass ihn unterschiedlich lange ziehen. Du wirst den Unterschied deutlich schmecken. Je länger, dest bitterer. Kurz gezogen (bis 3 Min) = anregende Wirkung... länger, aber nie länger als 5 Min = beruhigende Wirkung.
Lotti hat es bereits geschrieben. Manche Tees werden im Kaltansatz hergestellt, einfach, weil die Hitze beim Aufbrühen Inhaltsstoffe zerstören kann oder eben unerwünschte Stoffe löst. Mistel z.B. wird immer kalt ausgezogen, weil sich dann das schwach giftige Viscotoxin garnicht erst löst. Malve und andere Schleimstoffdrogen werden kalt angesetzt, weil sonst die Schleimstoffe durch die Hitze zerstört wurden. Erhitzen tut man den Kaltansatz jeweils nur auf Trinktemperatur. Man könnte auch kalt trinken... das ist dann einfach Geschmacksache.